05/01/2009

Info-Brief 847: Vertreibung der Guarani in Mato Grosso do Sul wird beeinsprucht

Die Bundesstaatsanwaltschaft und die Generalanwaltschaft des Bundes werden beim Regionalen Bundesgericht die gerichtlich angeordnete Vertreibung der etwa 40 Familien Guarani Kaiowá aus dem Gebiet Ñanderu Laranjeira, in der Gemeinde Rio Brilhante (Mato Groso do Sul) beeinspruchen. Seit Dezember 2007 sind die Guarani in diesem von ihnen zurück gewonnenen Teil ihres traditionellen Territoriums.


 


Heute, 18.12., haben Bundesstaatsanwaltschaft und Generalanwaltschaft den Antrag zur Aufhebung der Entscheidung des stellvertretenden Bundesrichters von Dourados, Fábio Rubem David Muzel, der die Vertreibung anordnete, zu Protokoll gebracht. Die Bundespolizei teilte der FUNAI mit, sie werde die Reintegration von Besitz bis zum 5.1.2009 nicht ausführen und die Guarani hoffen, dass das Regionale Bundesgericht noch vor dieser Frist eine Entscheidung hinsichtlich der Berufung trifft.


 


„Wenn wir das Gebiet hier verlassen müssen, und am Straßenrand unser Lager aufschlagen, könnten viele Kinder überfahren werden“, sagte der besorgte Kazike Faride Mariano de Lima.


 


Anfangs Januar wird eine Gruppe der Gemeinschaft in São Paulo mit dem für den Fall zuständigen Richter verhandeln. Die Mutter von Faride wird die Gruppe begleiten. „Ich wurde hier geboren. Es ist unser Land. Wir wissen nicht, wohin wir sollen. Wir leben im Wald, jagen und fischen. Hier gibt es kein Vieh“, erzählt die 83-jährige Frau, die bis in die 1960er Jahre in Ñanderu Laranjeira lebte, bis die Gemeinschaft vertrieben wurde.


 


Sollten die Indios vertrieben werden, könnten die rund 60 Kinder nicht länger in Rio Brilhante die Schule besuchen. Nach einer Selbsttötung befürchtet die Gemeinschaft weitere Verzweiflungstaten nach der Vertreibung.


 


Beginn der Regionalen Bildungskonferenzen in São Gabriel da Cachoeira


 


Rund 300 Lehrer, Direktoren, indigene Delegierte, Vertreter der Regierungen und der zivilen Gesellschaft versammelten sich vom 15.-18.12.2008 in São Gabriel da Cachoeira (AM), um das indigene Bildungswesen in der Region zu diskutieren. Diese regionale Konferenz dient zur Vorbereitung der Nationalen Konferenz für indigene Schulbildung, wie die indigene Bewegung lange zeit gefordert hat. „Diese Konferenz hier in São Gabriel ist sehr wichtig für die Gemeinschaften am Rio Negro. Wir werden das Schulsystem in unseren Gemeinden evaluieren und unsere Erfahrungen weiterleiten“, sagte die Baniwa Madalena Custódio, Koordinatorin der Abteilung für Bildung der Föderation der Indigenen Organisationen am Rio Negro (FOIRN).


Die anwesenden Indios von 25 Völkern von São Gabriel da Cachoeira, Barcelos und Santa Isabel werden 38 Delegierte zur Nationalen Konferenz entsenden.


 


Am ersten Tag der Versammlung richteten die Indios zahlreiche Fragen an die Vertreter der Regierungen: Wie lassen sich formale und differenzierte Bildung in Einklang bringen? Was soll unterrichtet werden? Wie sollen indigene Schüler geprüft werden? Wann sollen indigene Schüler portugiesisch lernen? Welche Unterrichtsmaterialien und Ressourcen stehen für eine qualifizierte Bildung zur Verfügung? Nicht auf all diese und weitere Fragen gab es entsprechende Antworten. „Wir Indios beginnen nun, eine Bildungsform nach unseren Vorstellungen auszuarbeiten und das Ministerium für Bildung hat verstanden, dass wir gehört werden müssen“, sagte Madalena.


 


Bis August 2009 werden 18 regionale Konferenzen stattfinden und für September ist die Nationale Konferenz mit 600 Delegierten geplant. „Wir wollen, dass von jedem Volk mindestens ein Vertreter beim nationalen Treffen teilnimmt“, so Gersen Baniwa, Koordinator für indigenes Schulwesen im Sekretariat für Bildung, Alphabetisierung und Vielfalt des Ministeriums für Bildung.


 


Die nächste Regionalkonferenz findet von 10.-13.3.2009 in Salvador statt, mit den Gemeinschaften aus Bahia, Alagoas und Sergipe.


 


Brasília, 18. Dezember 2008


Cimi – Indianermissionsrat

Fonte: Cimi
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