23/11/2007

Info-brief 793: Guarani von Fazendeiros angeschossen

 


Am 17.11.2007 wurden vier Guarani Kaiowá während einer Vertreibung durch Fazendeiros im Süden von Mato Grosso do Sul, in der Nähe von Amambai, angeschossen. Zwei Indios dieser Gemeinschaft starben in diesem Jahr infolge eines Landkonflikts.


 


Einige Fazendeiros in Begleitung von Sicherheitskräften wollten einen Vertrag mit den Indios abschließen. Sie boten eine Kuh sowie einige Warenkörbe, um die Guarani zum Verlassen des Gebietes zu bewegen. Die Indios lehnten ab, ersuchten aber um einen LKW für die Rückfahrt in die Aldeia Taquapery, wo sie zuvor waren.


 


Bei der Rückfahrt war Christiano Bortolotto, Präsident der Bauerngewerkschaft von Amambai in einem der Fahrzeuge. Als die Indios ankamen, wurde auf sie geschossen. Angélica Barrios musste bis 22.11. im Krankenhaus bleiben. Die drei anderen verletzten Guarani wurden am 18.11. entlassen. Auch einer der Angreifer wurde verletzt.


 


Nach der Auseinandersetzung reichten die Indios bei der Zivilpolizei in Coronel Sapuciai eine Sachverhaltsdarstellung ein. Staatsanwalt Flávio Reis, von der Bundesstaatsanwaltschaft in Ponta Porã beantragte am 20.11. die Weiterleitung des Falls an die Bundespolizei. Nach der Anhörung der Beteiligten bis voraussichtlich Ende der Woche, können die Unterlagen an die Bundespolizei übermittelt werden. Bisher wurde noch kein Guarani einvernommen.


 


Am 24.11. wird eine Kommission mit Vertretern des Zentrums für Menschenrechte Marçal de Souza, von der Koordination der Sozialen Bewegungen (CMS-MS) von der Brasilianischen Anwaltskammer (OAB) und anderen Organisationen das Lager der Guarani besuchen, um ihre Solidarität mit den Indios zu bekunden, Informationen über den Angriff zu sammeln und das Leben der Familien Guarani auf Video zu dokumentieren.


 


Am 21.11. hat die FUNAI einige Lebensmittel zur Verfügung gestellt. Die Indios ersuchten auch um


Segeltuch, da derzeit viele von ihnen, vor allem Kinder und Schwangere, dem Regen ausgesetzt sind. Bisher war die FUNAI noch nicht im Lager der Guarani.


 


Im Januar versuchten diese Familien die Rückgewinnung vom Gebiet Kurussu Ambá. Damals reagierten die Fazendeiros als hätten sie polizeiliche Gewalt. Während der Vertreibung erschossen ihre Sicherheitskräfte Xurete Lopes (70 Jahre). Im Juli wurde Ortiz Lopes von einer Person, die im Auftrag von Fazendeiros handelte, vor seiner Hütte getötet, wie Zeugen angaben.


 


Ökologische Wiederherstellung des Gebietes der Tupinikim und Guarani


 


Vom 15.-16.11.2007 fand das II. Treffen „Pflanzen wir wieder unsere Hoffnung“ in der Aldeia Pau Brasil, in Aracruz, in Espírito Santo statt. Das Treffen steht am Beginn der ökologischen Wiederherstellung des Gebietes der Tupinikim und Guarani, das seit Jahren durch die Monokulturplantagen von Eukalyptus der Firma Aracruz Celulose zerstört ist.


 


Nachdem sie ihr Gebiet zurück gewonnen haben und es im September zum traditionellen Territorium erklärt wurde, bemühen sich die Indios um die Wiederherstellung des angegriffenen Ökosystems. Die Quellen sind ausgetrocknet und der Boden durch Pflanzenschutzmittel vergiftet. Beim Treffen ging es in erster Linie um den Erfahrungsaustausch mit anderen Gemeinschaften.


 


Teilgenommen haben über 150 Indios aus sieben Aldeias Tupinikim und Guarani sowie Vertreter Pataxó aus Bahia, Vertreter von Gemeinschaften am Rio Prado (Minas Gerais) und einige Organisationen.


 


Die Pataxó berichteten von ihren ökologischen Erfahrungen hinsichtlich der Gefährdung ihres Gebietes durch das Zelluloseunternehmen Veracel. Um die Monokulturen auszudehnen, versucht Varacel sogar indigene Vertreter mit Geld zu bestechen.


 


Vertreter von CIMI Ost berichteten von Projekten der Tupinambá bezüglich Aufforstung und vom Projekt „Zurück zum Wald“ der Maxakali. Jugendliche Tupinikim sprachen über Initiativen in der Aldeia Pau Brasil.


 


Eukalyptusplantagen gefährden auch das Überleben anderer Gemeinschaften, etwa der Geraizeira. Firmen wie Gerdão, Floresta Minas, Replasa, V & M Florestal und Sidersa beanspruchen Tausende Hektar im Norden von Minas Gerais und vertreiben die Einwohner von ihrem Land.


 


Die Gemeinschaft Geraizeira Vereda Funda von Rio Pardo de Minas hat rund 6.000 ha zurück gewonnen und mit der Wiederaufforstung begonnen.


 


Die Teilnehmer des Treffens bekräftigten, dass sie eine liebevolle Beziehung zur Mutter Erde wollen und mehr Respekt der Biodiversität. Der Umweltschutz soll auch im Unterricht in den indigenen Schulen behandelt werden.


 


Am Ende wurden an die 2.000 Stecklinge gepflanzt. Kurz darauf setzte heftiger Regen ein und die Teilnehmer sagten „Gott Nhanderu ist auf unserer Seite, wir sind auf dem richtigen Weg!“


(Markus Breuss – Cimi Ost)


 


Brasília, 22. November  2007


CIMI – Indianermissionsrat

Fonte: Cimi
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