Cimi Info-Brief 784 – Guarani eröffnen Kampagne in Mato Grosso do Sul
Von 21.-23.9.2007 gibt es die Kampagne „Volk Guarani, Großes Volk!“ in der Aldeia Tey’kue nahe der Gemeinde Caarapó in Mato Grosso do Sul. Aufgrund der starken kontinentalen Artikulation will das Volk der Gemeinschaft seine Werte zeigen und den Einsatz für die Rechte auf Leben und Land verstärken.
In Südamerika – Uruguay, Argentinien, Paraguay, Bolivien, Brasilien – leben heute an die 225.000 Guarani. In Brasilien ist es das Volk mit der höchsten Bevölkerungszahl und ist in acht Bundesstaaten beheimatet (Mato Grosso do Sul, São Paulo, Rio de Janeiro, Espírito Santo, Paraná, Santa Catarina, Rio Grande do Sul und Pará).
In Brasilien findet man viele Hinweise auf die Guarani (in Literatur, Musik, Filmen, auf Gemälden) und trotzdem ist das Volk fast unsichtbar. Man weiß lediglich, dass Kinder der Guarani an Unterernährung sterben, ihre Gebiete invadiert sind und sie zahlreiche Mordopfer zu beklagen haben. Auch der Staat missachtet ihre Rechte. Trotz dieser Realität kämpfen sie in Teilen ihrer Gebiete sowie in den Großstädten wie etwa in São Paulo und Porto Alegre weiter um die Rückgewinnung ihre traditionellen Gebiete, pflegen ihre religiösen Riten und ihre Sprache. Gemeinsam kümmern sie sich um wirtschaftliche Aktivitäten und bemühen sich, ihre spezifische Lebensweise aufrecht zu erhalten.
Teilnehmer der Kampagne sind unter anderem Vertreter der Versammlung des Volkes Guarani (APG) und die Zentrale der Organisationen der Indigenen Völker Guarayos aus Bolivien, Professoren und Kaziken aus Argentinien, Paraguay, Espírito Santo, São Paulo, Rio Grande do Sul und Santa Catarina. Von anderen brasilianischen Völkern kommen Vertreter der Irantxe und Myky (MT), Kwaza und Migueleno (RO) und Terena (MS).
Unterstützt wird die Kampagne vom Zentrum für Studien und Förderung der ländlichen Bevölkerung – CIPCA (Bolivien), Vertreter Guarani und Indigenes Pastoralteam – ENDEPA (Argentinien), Vertreter Guarani und die Nationale Koordination der Indigenen Pastoral – CONAPI (Paraguay), die Kommission der Professoren und Vertreter Guarani Kaiowá, der Indianermissionsrat – CIMI, die OPAN, die Ökumenische Koordination – CESE und NORAD (Brasilien).
Geschichte der Kampagne
Seit 2005 wird der Dialog indigener Vertreter und Organisationen auf kontinentaler Ebene besonders gefördert. Ein Jahr darauf fand das erste kontinentale Treffen Guarani in São Gabriel (Rio Grande do Sul) statt, bei dem man an den Widerstand der Völker und an den 250. Todestag des Vertreters Sepé Tiaraju erinnerte. Die damals anwesenden 1.500 Guarani aus Uruguay, Brasilien, Argentinien und Paraguay beschlossen als gemeinsame Aktivität eine große kontinentale Kampagne.
Die Kommission der Lehrer und Vertreter Guarani Kaiowá und CIMI Mato Grosso do Sul haben seither die Kampagne vorbereitet, Unterlagen und Dokumentationen über die Realität der Guarani erstellt und den „Brief der Verpflichtung: Yvy Poty, zur Verteidigung von Leben, Land und Zukunft“ veröffentlicht.
Nachdem die politischen Artikulationen zunahmen, fand im April 2007 das zweite kontinentale Treffen in Porto Alegre statt. Die Guarani wollten noch mehr gemeinsame Aktivitäten und stimmten der vorgeschlagenen Kampagne zu.
Weitere Informationen in portugiesisch: www.campanhaguarani.org.br
***
Xakriabá in Minas Gerais ermordet
Das Opfer, Avelino Nunes da Costa, 40 Jahre, wurde am Morgen des 16.9.2007 brutal von vier Burschen angegriffen. Er gehörte zur Gemeinschaft Virgínio, in der Gemeinde Miravânia (Minas Gerais). Avelino, gerade von einem Fest zurück gekommen, war auf einer Parkbank im Freien eingeschlafen und konnte die heftigen Tritte gegen seinen Kopf nicht abwehren.
Für das in der Region tätige Team CIMI Ost ist dieses Verbrechen keine isolierte Tat sondern steht im Zusammenhang für den Einsatz des Volkes Xakriabá hinsichtlich der Rückgewinnung seines traditionellen Gebietes. Avelino war direkt an diesem Einsatz beteiligt und gehörte jener Gruppe an, die im April 2007 ein Gebiet in der Region Dizimeiro, im Tal von Peruaçu, zurück gewonnen hat. Der Mord zeigt die Missachtung und Diskriminierung der Xakriabá, die in den 1980er Jahren drei Tote infolge von Landkonflikten beklagten.
Seit den Rückgewinnungen ihrer traditionellen Gebiete wird die Gemeinschaft bedroht. Mehrere Berichte wurden von den Kommissariaten in João das Missões, in Manga und Itacarambi aufgenommen. Auch die Bundesstaatsanwaltschaft und die FUNAI wurden über die Ereignisse informiert, haben aber keine Maßnahmen getroffen.
Aufgrund des mangelnden Schutzes seitens des Staates fühlen sich die Vertreter gefährdet. „Wenn die Untätigkeit der FUNAI weiter andauert, könnten weitere Morde geschehen“, befürchtet Santo Xakriabá von der Aldeia Morro Vermelho.
Nach der Ermordung von Avelino wurden drei Täter in Manga (MG) festgenommen – zwei Jugendliche, 15 und 16 Jahre alt und Edson Gonçalves, 18 Jahre alt. Bei ihrer Einvernahme durch die Polizei sagten sie, dass sie Avelino nicht töten wollten. Ziel war nicht, Avelino zu töten. Sie wollten ihm nur einen Schreck einjagen, „verprügeln, die Kleider ausziehen und danach wieder verschwinden“.
Mit der Gemeinschaft begleitet das Team CIMI Ost den Fall bei den zuständigen Instanzen. Wir wollen jeden Schritt der Justiz verfolgen, damit eine Tat wie diese vor den Augen der Gesellschaft und den Institutionen nicht straffrei bleibt“, sagte Wilson Mário Santana, Koordinator von CIMI Ost.
Brasília, 20. September 2007
Cimi – Indianermissionsrat