Info-Brief 781 – Justizminister deklariert traditionelles Land der Tupinikim und Guarani
Nach jahrzehntelangem Einsatz können die Tupinikim und Guarani ihr traditionelles Gebiet wieder in Besitz nehmen, das die Firma Aracruz Celulose im Norden von Espírito Santo genutzt hat. Am 28.8.2007 unterschrieb Justizminister Tarso Genro die Erlässe, die 18.027 ha als indigenes Gebiet deklarieren, wie von den zwei Völkern gefordert.
Nach dem Setzten der Grenzsteine durch die FUNAI und der Homologation durch den Präsidenten der Republik ist das administrative Verfahren der Gebietsregelung abgeschlossen.
Die Unterzeichnung der Erlässe ist ein Sieg für die Gemeinschaften. „Wir wurden hier geboren und sind hier aufgewachsen. Es kann niemand sagen, dass wir nicht von hier sind. (…) Es ist eine neue Phase im Leben der Tupinikim und Guarani. Wir schmieden Pläne und werden entscheiden, was wir mit dem Eukalyptus und dem Land machen“, sagte Jonas do Rosário, Kazike der Aldeia Irajá.
Geschichte
Seit Ende der 1970er Jahre kämpfen die Tupinikim und Guarani für ihre Territorien, die von Aracruz Celulose seit den 1960er Jahren genutzt werden. Im Jahr 1982, nach Konflikten mit der Firma Aracruz Celulose, genehmigte ein Dekret des Präsidenten die Besetzung von 4.500 ha. Der von der FUNAI 1995 abgeschlossene anthropologische Bericht bestätigte 18.000 ha als indigenes Gebiet. Zwei Jahre danach hat der damalige Justizminister Íris Resende den Bericht der FUNAI zwar anerkannt, aber es wurden lediglich 2.500 ha demarkiert. Die restliche Fläche konnte weiter von Aracruz Celulose genutzt werden. Diese Entscheidung betrachtete die Bundesstaatsanwaltschaft als verfassungswidrig.
Ab 2005 haben die Tupinikim und Guarani Teile ihres Gebietes zurück gewonnen. Im Januar 2006 wurden 13 Indios bei einer gewaltsamen Vertreibung der Guarani vom zurück gewonnenen Land verletzt. An der Operation beteiligten waren 120 Bundespolizisten. Sie setzten die Indios moralisch unter Druck, feuerten Gummigeschosse ab und bedienten sich der Maschinen von Aracruz Celulose. Unterstützt wurden sie von der Militärpolizei. Alle Häuser wurden zerstört und in Brand gesteckt.
Zwei Monate danach veröffentlichte die FUNAI einen Bericht und bestätigte, dass die geforderten 18.000 ha indigenes Land sind. Aracruz Celulose legte Einspruch gegen den Bericht ein und bezweifelte die ethnische Identität der Tupinikim und Guarani. Nach der Prüfung des Einspruchs bestätigte die FUNAI im September 2006 ihre Empfehlung zugunsten der Indios und übermittelte das Gutachten an den damaligen Justizminister Márcio Thomaz Bastos. Anstatt den Erlass zu veröffentlichen hat Bastos das Verfahren wieder an die FUNAI zurückgewiesen und forderte einen Kompromiss von den Parteien.
Die Tupinikim und Guarani wollen ihr traditionelles Gebiet nicht aufgeben, haben im Juli 2007 Teile des Territoriums zurück gewonnen und die von der Polizei 2006 zerstörten Aldeias wieder aufgebaut.
Fazendeiros und Politiker vertreiben OPAN, Greenpeace und Journalisten aus Juína
Die Bundesstaatsanwaltschaft in Mato Grosso hat beantragt, dass die Bundespolizei die Aggressionen gegen Mitglieder von Greenpeace, von OPAN und gegen zwei französische Journalisten untersucht. Sie wurden am 21.8.2007 von Fazendeiros und regionalen Politikern aus Juína vertrieben.
Die Gruppe wollte hier eine Dokumentation über die Abholzung in der Region und über das Volk, das entlang des Rio Preto lebt, machen. Am Vormittag des 20.8. umzingelten Dutzende Fazendeiros das Hotel. Danach wurde die Gruppe in die Gemeindekammer gebracht, wo eine Sondersitzung stattfand, an der Bürgermeister Hilton Campos (PR), der Präsident der Kammer, der Präsident des Verbandes der landwirtschaftlichen Produzenten vom Rio Preto (APRUP), mehrere Gemeinderäte und über 50 Fazendeiros teilnahmen.
Sechs Stunden lang drohten Politiker und Fazendeiros der Gruppe und verbot den Teilnehmern, sich in das Gebiet Enawenê Nawê zu begeben. Darauf hin wurde die Reise abgesagt. Am Morgen des 21.8. verließ die Gruppe die Stadt. Die Nacht hindurch belagerte Fazendeiros das Hotel, drohten und verhinderten, dass die Gruppe außerhalb des Hotels zu Abend essen ging. Nach der Ankunft in Cuiabá wurde Anzeige bei der Bundesstaatsanwaltschaft erstattet sowie Dokumente und Videos als Beweis für die Angriffe übergeben.
„Es ist inakzeptabel, dass Fazendeiros mit Unterstützung lokaler Autoritäten die Freiheit einschränken, obwohl jeder Bürger das Recht hat, zu kommen und zu gehen“, heißt es in einer Erklärung von Greenpeace.
Um einen Teil des Gebietes Enawenê Nawê streiten Indios und Fazendeiros. Die Indios fordern die Reintegration von jenem Teil ihres traditionellen Gebietes, das bei der Demarkierung nicht berücksichtigt wurde und wo sie die Möglichkeit zum Fischfang haben, der für die religiösen Riten der Enawenê sehr wichtig ist.
In einer Pressemitteilung verwies OPAN auf die Konflikte in der Region: „Bis in die 1960er Jahre eröffneten Gummizapfer und Gummihändler das Feuer unter anderen gegen die Irantxe, Rikbaktsa, Cinta Larga und Enawenê Nawê. In den letzten Jahren fördern Fazendeiros und Holzhändler die Konflikte. (…) Unsere Freunde werden durch Drohungen zu Kriminellen gemacht durch jene, die auf die Straffreiheit setzten. Wann werden die Listen der Bedrohten mit den Todeslisten verglichen, um das Schicksal jener zu wenden, die alles aufbieten und sich für eine gerechtere Gesellschaft einsetzen.
CIMI – Indianermissionsrat
Brasília, 30. August 2007