Info-brief 780 CNBB e José Alencar drängen auf erneuten Dialog über Regulierung des São Francisco
Vizepräsident José Alencar (PR/MG) und die Brasilianische Bischofskonferenz (CNBB) wollen sich an Präsident Lula wenden, damit der Dialog über das Projekt der Flussregulierung des São Francisco wieder aufgenommen wird. Am 22.8. gab es ein Treffen mit den Mitgliedern der Karawane gegen die Regulierung in Brasília.
Zwischen 20.8. und 1.9.2007 reisen Vertreter von Basisbewegungen, Juristen und Wissenschaftler in die Hauptstädte von 11 Bundesstaaten, um die Regierungen und die Bevölkerung über die Gefahren durch das Projekt zu informieren.
Die Karawane zur Verteidigung des São Francisco und der semi-ariden Eigenheiten will den durch die Propaganda der Bundesregierung geschaffenen Konsens brechen. „Die Regierung behauptet, dass jene, die gegen die Regulierung sind, den Nordestinos das Wasser verweigern. Das stimmt nicht“, sagt Rubem Siqueira von der Landpastoral.
Aus wirtschaftlicher, technischer, sozialer und ökologischer Sicht ist die Regulierung keine angemessene Lösung. Es wird unmöglich sein, die verstreut lebende Bevölkerung mit Wasser aus Pumpen zu versorgen. Und gerade diese Menschen leiden unter der Trockenheit. Das nach der Regulierung zur Verfügung stehende Wasser soll durch Pumpen verteilt werden. Dieses System wird mit großem Energieaufwand sowie hohen Kosten für die Konsumenten verbunden sein und müsste ständig von der Bundesregierung gefördert werden.
Die Mitglieder der Karawane verwiesen, dass grundlegende Fragen wie eine Strategie für nachhaltige Entwicklung der semi-ariden Region und die Revitalisierung der Wasserscheiden von der Bundesregierung nur oberflächlich behandelt wurden.
„Ich glaube nicht, dass die Regierung wieder über die Regulierung diskutiert. Für sie ist es ein Projekt, das durchgeführt werden soll“, bemerkte Rubem nach dem Gespräch mit dem Vizepräsidenten. „Er war von der Kompetenz und dem ernsthaften Einsatz der Gesprächspartner beeindruckt. Wir erwarteten nicht, dass er seine Position ändert, aber er hat zugesagt, er werde dem Präsidenten nah legen, erneut einen Dialog über technische und soziale Aspekte aufzunehmen“.
Namens der CNBB haben die Erzbischöfe Geraldo Lyrio Rocha (Präsident), Luiz Soares Vieira (Vizepräsident) und Bischof Dimas Lara Barbosa (Generalsekretär) die Karawane empfangen. Am Ende der Audienz bekräftigte Dom Geraldo die Notwendigkeit der Weiterführung der Gespräche. „Ein Projekt dieser Größe und mit so vielen Auswirkungen darf nicht durchgeführt werden, ohne dass wirklich alle Betroffenen gehört wurden“, sagte er.
Die CNBB wird Präsident Lula ersuchen, den Dialog wieder aufzunehmen. Der Staat müsse den Zugang der Bevölkerung zu Wasser garantieren und Leben und Land der Menschen in dieser Region respektieren, unterstrich Dom Geraldo.
Rückgewinnungen
Die Flussregulierung würde mehrere indigene Völker betreffen, etwa die Truká und die Tumbalalá. Diese Gemeinschaften haben im Juli Teile ihres Gebietes zurück gewonnen, das sich innerhalb des Projektbereiches befindet. Rund 400 Truká und 200 Tumbalalá sind noch immer in diesem zurück gewonnenen Gebiet. Sie fordern von der Bundesregierung den Abschluss der Identifizierung und Demarkierung dieses Landes.
Laut Gesetz müssen die indigenen Völker befragt, wenn ein Projekt geplant wird, das sie betrifft. Im Fall der Regulierung ist das bisher nicht geschehen.
VI. Versammlung der Front des Widerstands Pataxó in Monte Pascoal (BA)
Im Herzen von Monte Pascoal fand vom 17.-19.8.2007 die VI. Versammlung der Front des Widerstands Pataxó mit 200 Indios aus 11 Aldeias vom Süden Bahias statt, bei der unter anderem über die Demarkierung von Monte Pascoal sowie die Ausdehnung der Eukalyptusplantagen in der Region diskutiert wurde.
Die Pataxó befassten sich mit der Grenzziehung im Zusammenhang mit der Demarkierung und werden sich dafür einsetzen, dass ihr Gebiet zusammenhängend demarkiert wird.
Im Jahr 2000 setzte die FUNAI eine Technikergruppe zur Ausarbeitung eines Berichts über das Gebiet ein. Bislang wurde aber noch kein Dokument veröffentlicht. Angesichts dieser Verzögerung beschlossen die Pataxó eine internationale Kampagne zur Demarkierung ihres Territoriums.
Die Indios beklagten auch die Ausdehnung der Eukalyptuspflanzungen in ihrem Gebiet. Laut Pataxó kauften die Firmen Aracruz und Veracel Celulose Land von Fazendeiros, das diese zuvor illegal erworben haben und die auch die Indios von ihrem Territorium vertrieben. Die Pataxó und die beiden Unternehmen erheben gleichermaßen auf einen Teil der Flachen Anspruch. Die Pataxó fordern von der FUNAI eine Erhebung über Größe des Landes, das von den Firmen genutzt wird.
Für die Eukalyptusplantagen zerstörte Veracel den originären Wald. Auch wurden Flüsse und Seen mit Giftstoffen verseucht und dadurch der Fischbestand und Pflanzenarten vernichtet.
Die Versammlung hat besonderes Augenmerk auf die Organisationen der Jugendlichen und Frauen gelenkt, die innerhalb der indigenen Bewegung immer mehr an Bedeutung gewinnen.
Bei der Versammlung anwesend waren auch Vertreter des CIMI, des Nationalverbandes für Indigene Aktivitäten, der Gewerkschaften, der Föderation der Kleinbauern, des Zentrums für Studien zur Entwicklung des Südens von Bahia, der Artikulation der Indigenen Völker und Organisationen aus dem Nordosten, aus Mato Grosso und Espírito Santo und anderer Organisationen.
Brasília, 23. August 2007
CIMI – Indianermissionsrat