02/03/2007

CIMI INFO-BRIEF 755

 


Biotreibstoff: „Volle Tanks und leere Magen“


 


Die Produktion von Biotreibstoff aus Zuckerrohr, Rizinusbäumen, Kokospalmen und Soja gilt als alternative Wirtschaft für Kleinproduzenten und als Alternative zu fossilem Treibstoff. Die Bedeutung des Biotreibstoffs gewann in den letzten Wochen mit dem Bericht der UNO über die globale Erwärmung an Bedeutung und ist Thema bei den Verhandlungen mit Uruguay über den Weiterverbleib des Landes bei Mercosul. Auch US-Präsident George W. Bush, der anfangs März Brasilien besuchen wird, ist an einer Zusammenarbeit bei der Produktion von Biotreibstoff interessiert.


 


Beim Seminar Via Campesina über die Ausdehnung der lateinamerikanischen Zuckerrohrindustrie letzte Woche in São Paulo, stellten Vertreter von sozialen Organisationen und Bewegungen in Brasilien, Bolivien, Costa Rica, Kolumbien, Guatemala und der Dominikanischen Republik die Produktion von Biotreibstoff als reine Energie Einkommensquelle für die ländliche Bevölkerung in Frage.


 


„Das derzeitige Modell der Produktion von Bioenergie zwingt das Volk, natürliche Ressourcen, Land und Arbeitskraft zu binden“, heißt es in einem Brief der Teilnehmer von Via Campesina mit dem Titel „Volle Tanks auf Kosten von leeren Magen“.


 


„Die brasilianische Regierung fördert auch die Produktion von Biodiesel, vor allem um den Bestand und die Ausweitung der Monokulturen von Soja zu garantieren. Als Rechtfertigung dieser Politik wird die Produktion von Biodiesel durch Kleinproduzenten angeregt und ihr ein „sozialer Stempel“ aufgerückt. Die zerstörerischen Auswirkungen werden verschwiegen. Die Monokulturen dehnen  sich in indigenen Gebieten und anderen Territorien weiter aus“.


 


Sorgen bereiten die Arbeitsbedingungen auf den Plantagen, auch die der Indios. Vor allem auf den Zuckerrohrplantagen herrscht oftmals Ausbeutung: niedriger Lohn, fehlende Sicherheit, monatelange Trennung von den Aldeias und den Familien.


 


Allein in Mato Grosso do Sul sind in den nächsten drei Jahren 32 Fabriken geplant, die 51.000 Arbeitsplätze schaffen sollen. Die Produktion von Biodiesel steigt auch im Nordosten des Landes.


 


Am 28.2.2007 verwies der Präsident der Caritas Brasilien, Bischof Demétrio Valentim bei der Präsentation des Buches „Menschenrechte in Brasilien  – Diagnose und Perspektiven“ auf die Probleme infolge der Monokulturen. „Ständig muss eine Schlacht um die Menschenrechte geführt werden. Bereits erzielte Arbeitsrechte sind gefährdet. Der Biotreibstoff zum Beispiel bedeutet eine Steigerung der Zuckerrohrplantagen, auf denen Arbeitsbedingungen ähnlich der Sklaverei herrschen“, sagte er.


 


FUNAI sichert dem Volk Karitiana Identifikation des Gebietes Rio Candeias sowie die Kontrolle der anderen Gebiete zu


 


Das Volk Karitiana in Rondônia ist aufgrund der Untätigkeit der öffentlichen Hand gezwungen, sein Territorium selbst zu verteidigen und gegen Invasoren in ihre Gebiete vorgehen.  Die Gemeinschaft, die 95 km von Porto Velho, der Hauptstadt von Rondônia, entfernt lebt, hat letzte Woche zwei Jugendliche festgehalten, die das Schild zur Aldeia missachteten und sich ohne Erlaubnis Zugang verschafften. Die Jugendlichen wurden von der Bundesstraßenpolizei auf km 45 der BR 364 aufgrund eines verkehrswidrigen Motorrades an der Weiterfahrt gehinderte und so suchten sie eine andere Möglichkeit, um an ihr Ziel zu gelangen.


 


Am 27.2.2007 wurden die Jugendlichen frei gelassen, nachdem sich die FUNAI zur sofortigen Kontrolle des Gebietes, zum Abschluss der Demarkierung von Rio Candeias und zum Abzug der Invasoren aus dem bereits demarkierten Gebiet Karitiana verpflichtete.


 


Im November 2006 haben die Karitiana fünf Schürfer festgenommen, die in ihr Gebiet eingedrungen waren und deren Berichten zufolge, sich weitere 50 Schürfer im indigenen Gebiet aufhielten. Die Indios haben die Festgenommenen an die FUNAI und die Polizei übergeben und forderten die Kontrolle ihres Gebietes.


 


Die Karitiana drängen auf die Identifikation des Gebietes Rio Candeias, das sie 2003 zurück gewonnen haben. Die FUNAI richtete damals eine Arbeitsgruppe für die Identifikation ein. Die Erhebungen wurden aber gestoppt. Fazendeiros spekulieren mit dem Land für Planafloro (Plan für Landwirtschaft und Waldbewirtschaftung in Amazonien), besetzen das Land, zerstören Wälder und heilige Stätten der Indios. Wäre die Identifikation nicht gestoppt worden, könnten diese Übergriffe verhindert werden.


 


Die Karitiana leiden auch unter mangelnder gesundheitlicher Betreuung seitens der öffentlichen Hand und unter fehlenden Schulen für die Stufen 5 bis 8 sowie für die mittlere Ausbildung.


 


Brasília, 1. März 2007


CIMI – Indianermissionsrat


 

Fonte: Cimi
Share this: