26/01/2007

CIMI INFO-BRIEF 749

 


Die Tupinikim und Guarani lagern in Brasília und warten auf eine Anhörung durch den Justizminister


 


Rund 50 Tupinikim und Guarani reisten von Espírito Santo nach Brasília, um über die Demarkierung ihrer Gebiete zu verhandeln. Seit gestern, dem 17.01., lagern sie vor dem Justizministerium auf der Esplanade der Ministerium und wollen unbedingt ein Gespräch mit Justizminister Márcio Thomaz Bastos. Der Streit um den Landbesitz zwischen Aracruz Celulose und den Indios dauert seit mehr als zwei Jahrzehnten an.


 


Am 18.01. vormittags sprach die Gruppe im Lager mit der Referentin des Justizministers, Teresina Magalia, sowie mit der Direktorin für Grundstücks-angelegenheiten der FUNAI, Nadja Bindá. Sie kommentierten die Ablehnung einer Audienz mit Márcio Thomaz Bastos: „Der Minister wird weder die Indios noch Aracruz empfangen“, sagte Magali und die beiden wollten den Grund des Drucks der Indios wissen. „An dem Ort, wo wir leben, sie wir vielen Diskriminierungen ausgesetzt“, entgegnete Vilson Tupinikim.


 


„Wir protestieren, weil der Minister seiner Verpflichtung nicht nachgekommen ist. Er versprach den Erlass bis Dezember 2006. Bastos betonte damals, er spreche im Namen von Präsident Lula und dessen Bundesregierung ist diese Verpflichtung eingegangen“, so der Vertreter Tupinikim. Im Februar 2006 hat Thomaz Bastos die Regelung der Gebiete Tupinikim und Guarani bis Jahresende 2006 im Rahmen einer Legislativen Versammlung in Espírito Santo zugesagt.


 


Aktivitäten


Am Nachmittag des 18.01. ist ein Treffen mit dem Präsidenten der Kommission für Menschenrechte der Abgeordnetenkammer, Luiz Eduardo Greenhalgh, geplant. Gestern sperrte die Gruppe fünf Minuten lang eine Zufahrt zur Esplanade der Ministerien. Danach wurden die Indios von Referenten informiert, dass sie der Minister nicht empfangen werde und sie die FUNAI, das dem Ministerium angeschlossene Organ, aufsuchen sollten.


 


Im Anschluss begab sich die Gruppe zum Präsidentenpalast und forderte eine Audienz mit Präsident Lula um von den Terminschwierigkeiten mit dem Justizminister zu berichten. Eine Audienz war nicht möglich, darum ersuchten die Indios um ein Gespräch mit dem Sonderreferenten des Präsidenten der Republik, Ricardo Collar, von dem noch keine Antwort auf die Anfrage vorliegt.


 


Laut Gesetz kann nur der Minister über die Veröffentlichung eines Erlasses zur Festlegung der Gebietsgrenzen entscheiden. Am 16.11.2006 hat die Rechtsberaterin des Ministers das Verfahren der Demarkierung bestätigt. Nach diesem Schritt folgt die Entscheidung des Ministers, der dem Gesetz nach vier Monate im Verzug ist.


 


Der Streit zwischen Aracruz Celulose und den Tupinikim und Guarani geht auf unterschiedliche Auffassungen hinsichtlich des traditionellen Besitzes zurück. Die Gemeinschaften haben vier anthropologische Gutachten der Identifizierung der FUNAI. Das Unternehmen behauptet, dass es zur Zeit der Betriebsansiedlung auf diesem Territorium keine Indios gab.


 


Ein konfliktreiches Jahr


Am 20. Januar 2006 hat die Bundespolizei Indios vertrieben und deren zwei Aldeias


mit aktiver Unterstützung von Aracruz Celulose zerstört. Dabei wurden 13 Indios verletzt. „Trotz der Schuld der Regierung für diese Polizeiaktion, die von unzähligen Verstößen gekennzeichnet war, wurde niemand zur Rechenschaft gezogen“, kritisiert die NGO Fase. Die Bundesstaatsanwaltschaft hat ein Verfahren gegen den Bund zur Wiedergutmachung der moralischen und materiellen Schäden angestrengt.


 


 


Anfangs Januar starben zwei Kinder in der Region Rio Madeira (AM)


 


Zwei Kinder vom Volk Piranhã starben in den ersten Januartagen und viele andere Indios leiden Malaria und bei einigen besteht der Verdacht auf Tuberkulose, beklagte den Generalkoordinator der Versammlung der Indigenen Völker Tora, Tenharim, Mura und Parintintin (OPITTAMO), Elton Rodrigues Paes. Er wirft der Nationalen Gesundheitsstiftung (FUNASA) vor, dass sie die Völker in der Region von Madeira, in den Gemeinden Manicoré und Humaitá, nicht entsprechend unterstütze.


 


Die zwei verstorbenen Kinder stammten aus den Aldeias Cacaia und Santa Cruz am Fluß Maici in Humaitá. Ein Kind war etwa ein Jahr alt und starb wahrscheinlich an Deshydration. Ähnliche Symptome zeigten sich auch bei anderen Kindern dieser Aldeia. Das zweite Kind starb während der Geburt, berichtete Elton Rodrigues.


 


Die Indios sind aufgebracht über den Anstieg der Erkrankungen und kritisieren die FUNASA. Das Gesundheitsteam der Behörde war im Juli 2006 das letzte Mal bei den Gemeinschaften der Pirahã. Danach kam das Team immer nur sehr kurz in die Aldeias und es war keine Zeit, um die Kranken umfassend zu betreuen, so die Indios.


Die FUNASA wurde über mögliche Tuberkuloseerkrankte unterrichtet, aber bislang gab es kein Personal für die Vorsorgung. „Seit mehr als einem Jahr ist die FUNASA über steigende Krankheitsfälle in unseren Aldeias informiert, aber es wurden keinerlei Maßnahmen getroffen, sodass viele Indios an Malaria, Tuberkulose und anderen Krankheiten leiden. Wenn es keine Versorgung gibt, kommt es zu weiteren Todesfällen“, schlägt Elton Rodrigues Alarm.


 


Am Fluss Marmelos, bei den Völkern Tora, Apurinã, Mundurucu und Tenharim sind viele Indios erkrankt, die meisten an Malaria.


 


Bis Mai 2006 kümmerte sich die Koordination der Indigenen Organisationen vom brasilianischen Amazonien – COIAB um die Betreuung der Indios. Die COIAB leitete den Indigenen Sanitätsdistrikt Manaus. Da der Vertrag nicht mehr erneuert wurde, ist die FUNASA verpflichtet, für die Versorgung der Aldeias in der Region am Fluss Madeira zu sorgen. (J. Rosha) 


 


Brasília, 18. Januar 2007
Cimi – Indianermissionsrat

Fonte: CIMI
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