CIMI INFO-BRIEF 747
2006 mindestens 40 Indios ermordet
Ein vorläufiger Bericht über die Ermordung von Indios im Jahr 2006 des CIMI weist 40 Opfer aus, 20 davon in Mato Grosso do Sul. In Bahia gab es vier, in Minas Gerais drei Fälle. Je zwei Tote waren in Rondônia, Alagoas und Mato Grosso zu beklagen. In den Bundesstaaten Roraima, Maranhão, Espírito Santo, Ceará, Acre, Pará und Pernambuco wurde je ein Mord verzeichnet.
Aufgrund der Analyse der Zahlen, der Hintergründe, der Täter und der benutzten Waffen, appelliert der CIMI, dass die öffentliche Hand und die zivile Gesellschaft ihre besondere Aufmerksamkeit auf die Situation in Mato Grosso do Sul lenken und nach dauerhaften Lösungen suchen.
Die vorläufigen Daten werden noch von den Regionalbüros des CIMI ergänzt und erscheinen voraussichtlich im April im Bericht „Gewalt gegen die Indigenen Völker in Brasilien 2006“, der sich auf Mitteilungen der indigenen Gemeinschaften und Zeitungsberichte aus dem ganzen Land stützt. Im Vorjahr wurden 43 Mordopfer erfasst.
Zahlen
Bei 18 der 40 Morde wurden Indios als Täter erstbeschuldigt, in 18 Fällen blieb die Identität der Täter ungeklärt. Vier Verbrechen haben Nicht-Indios begangen. In Mato Grosso do Sul waren es je zehn Indios und Nicht-Indios.
Als Waffen verwendeten die Täter Messer (15), Prügel (3), einen schweren Gegenstand (1), Schusswaffen (5). Unbekannt sind die Waffen der anderen Morde. Bei einigen Delikten waren Alkohol und Drogen im Spiel.
Zwei Gewaltakte – einer in Bahia bei den Tupinambá und einer in Pará bei den Kayapó – stehen in direktem Zusammenhang mit Landkonflikten.
Analyse
Wiederholt stellt der CIMI fest, dass die internen Spannungen zu Ungleichgewicht in den zwischenmenschlichen Beziehungen führen, Streit, Alkohol- und Drogenkonsum zur Folge haben und manchmal mit Mord innerhalb der eigenen Gemeinschaft enden.
Mato Grosso do Sul
Hier hat sich die im Vorjahr festgestellte Tendenz gefestigt und manche Mordmotive von Indios an Indios scheinen einfach, etwa Missverständnisse, Ehestreit oder Familienfehden und erfordern besondere Beachtung. Zu den historisch begründeten Beschränkungen der Guarani und Terena kommen die steigende Ausbeutung ihrer Gebiete durch die Sojaproduktion und die geringste Anzahl der Demarkierungen hinzu.
Es darf nicht länger Zeit verloren werden mit Diskussionen ohne Taten. In diesem Sinn sind die öffentliche Hand und die zivile Gesellschaft dringend zum Handeln aufgefordert, ausgehend von folgenden Fragen:
* In welche Richtung entwickeln sich Aktivitäten des Staates in der Region, dass es noch immer so viele Mordfälle gibt?
* Welche Ursachen und Formen hat die interne Gewalt?
* Unter welchen Bedingungen lebt dieses Volk: wie überlebt es? Gibt es Arbeit? Wie hoch ist die Arbeitslosigkeit? Gibt es Land für die Bewirtschaftung?
* Wie hoch ist die Bevölkerungsdichte? Welche Auswirkungen hat sie auf die Umwelt? Welchen Einfluss hat sie auf die soziale Organisation des Volkes? Führt sie zu Spannungen unter den Angehörigen?
* Wie leben die Jugendlichen? Welche Chancen haben sie als Bauern oder als Handwerker? Welche Perspektiven haben ihre Pläne einer Familiengründung? Wo können sie mit ihrer neuen Familie leben? Wird das Spannungen mit sich bringen?
* Wie ist die Bodenbeschaffenheit in diesen Gebieten? Kann hier noch produziert werden? Welche Lösungen gibt es, wenn Land für die Bewirtschaftung fehlt?
* Gibt es einen Zusammenhang zwischen den Morden und den Selbstmorden, welche Bedeutung hat die Internalisierung von externen Konflikten unter ethno-kulturellen Aspekten betrachtet?
In Mato Grosso do Sul konzentrieren sich die Morde in drei Städten: sieben in Amambaí (Gebiete Limão Verde und Amambaí), drei in Japorã und drei in Dourados (in der Stadt sowie in den Bororó und Jaguapiru). Amambaí und Dourados gelten als bevölkerungsreichste Gebiete. Dort stehen den Guarani-Kaiowá weniger als 1 ha pro Person zur Verfügung, wie die Anthropologin Helena Rangel erhoben hat.
Brasília, 4. Januar 2007
Cimi – Indianermissionsrat
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