17/01/2006

CIMI INFO-BRIEF 697

FUNAI-Präsident argumentiert wie Fazendeiros: Indios haben genug Land


 


In einer Stellungnahme gegenüber der Nachrichtenagentur Reuters zum Thema traditionelle indigene Gebiete sagte FUNAI-Präsident Mércio Pereira Gomes: “Es gibt genug Land. Bisher gab es keine Grenzen für ihre territorialen Forderungen. Wir sind aber an einem Punkt angelangt, bei dem das Oberste Gericht eine Grenze definieren sollte“.


 


Die Aussage des FUNAI-Präsidenten ist befremdend. Er schlägt in dieselbe Kerbe wie die antiindigenen Sektoren. “Das zeigt, wie sehr sich Mércio Gomes und die Regierung Lula dem Agrogeschäft und den ländlichen Oligarchien verpflichtet fühlen“, so Saulo Feitosa, Vize-Präsident des CIMI. Feitosa verweist auf einen Vorschlag zur Verfassungsänderung im Senat, der auf eine Begrenzung der Ausdehnung von indigenen Gebieten je Bundesstaat abzielt. Eingebracht hat den Vorschlag Senator Mozarildo Cavalcanti. Er ist als Gegner von Demarkierungen hinlänglich bekannt.


 


Weiters meinte Gomes, dass “Brasilien als Beispiel für andere Länder gelten sollte. Wir haben aus indigenen Gebieten Fazendeiros abgezogen, die seit zwei Generationen dort waren. Wer sonst macht das?“ Der FUNAI-Präsident ignoriert damit das ursprüngliche Recht der Indios auf die von ihnen traditionell besetzten Gebiete, wie die Bundesverfassung von 1988 garantiert.


 


Das Interview mit Gomes fand im Kontext der Meldungen statt, die der CIMI jüngst über die 38 indigenen Mordfälle im Jahr 2005 veröffentlichte.


 


“Der CIMI behauptet, dass die Säumigkeit des brasilianischen Staates bei den Verfahren der Anerkennung und beim Schutz von indigenen Gebieten ist die erste Ursache für die Gewalt, die indigene Gemeinschaften ausgesetzt sind. Eines der treffendsten Beispiele für diese Verbindung ist die Begrenzung der Guarani. Diese und andere Gemeinschaften machen nicht die Erfahrung, dass es genug Land gibt“.


 


An die 10.000 Indios Guarani leben zusammengedrängt auf 3.475 ha Land, nahe der Stadt Dourados in den Aldeias Jaguapiru und Bororo. Die meisten von ihnen haben keine Äcker und dürfen auch nicht auf den Sojafeldern oder den Fazendas rund um das indigene Territorium arbeiten, obwohl die Fazendas meist Flächen beanspruchen, auf denen einst Indios lebten. Viele Männer sind gezwungen in den Zuckerfabriken unter Bedingungen der Sklaverei zu schuften.


 


Mangelnde Perspektiven und ständige Enge führen zu Spannungen, Alkoholismus, vielen Selbstmorden und einem gewaltsamen Klima. “Diese Situation steht in direkter Beziehung zum Mangel an Land“, sagt Feitosa.


 


Manifestation der Guarani in Dourados


 


Rund 700 Guarani aus zehn Aldeias in Mato Grosso do Sul versammelten sich am 12.01.2006 zu einer Manifestation in Dourados und erhoben folgende Forderungen: Schluss mit der Gewalt, Bestrafung der Mörder von Dorival Benitez, der am 26.6.2005 bei der Rückgewinnung des Gebietes Sombrerito getötet wurde und des Wächters, der zu Weihnachten 2005 Dorvalino Rocha erschoss sowie Garantie der indigenen Gebiete im Bundesstaat.


 


Nach dem Eintreffen zogen die Indios bis zur Staatsanwaltschaft und übergaben dem Staatsanwalt der Republik, Dr. Charles Motta Pessoa, einen Brief in dem sie ihm für seine Unterstützung bei der Verteidigung der indigenen Rechte dankten. Ein Teil der Gruppe marschierte bis zum Gebäude der Bundesjustiz und nahm an einer Audienz mit Richter Roberto Pollini, der die Vertreibung der Indios aus dem Gebiet Nhande Ru Marangatu angeordnet hatte.


 


Der Richter versprach notwendige Schritte, um die Kosten für die Entschädigungen im Fall des Gebietes Sucuri´y zu erheben, berichtete das Team von CIMI Mato Grosso do Sul.


 


Brasília, 12. Jänner 2006.


 


Cimi – Indianermissionsrat


 

Fonte: Cimi - Assessoria de Imprensa
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