20/05/2005

CIMI INFO-BRIEF 664

TUPINIKIM UND GUARANI BEGINNEN SELBSTDEMARKIERUNG


 


Rund 500 Indios Tupinikim und Guarani in der Gemeinde Aracruz in Espírito Santo haben am 17.05.2005 mit der Selbstdemarkierung ihrer Gebiete begonnen. Sie verlangten von Justizminister Márcio Thomas Bastos die Garantie der Demarkierung von 18.000 ha des indigenen Gebietes, das durch Studien der FUNAI bereits anerkannt wurde. Von diesen 18.000 ha wurden allerdings 11.000 ha ausgeschlossen aufgrund einer Entscheidung des damaligen Justizministers Íris Resende. Diese Fläche beansprucht der multinationale Konzern Aracruz Celulose für Eukalyptusplantagen zur Produktion von Zellulose.


 


Im März 2005 hat die Bundesstaatsanwaltschaft des Bundesstaates Espírito Santo eine Untersuchung eingeleitet, um Fehler beim Verfahren der Identifizierung und Homologation der indigenen Gebiete Caieiras Velhas, Pau Brasil und Comboios zu klären, weil das Verfahren die Ergebnisse der anthropologischen Studien der FUNAI nicht berücksichtigt hat. Die Staatsanwaltschaft beantragte die Aufhebung des Verfahrens der Identifizierung der drei Gebiete, um sie in vollem Ausmaß zu homologieren.


 


Als 1998 das Gebiet verkleinert wurde, haben die Tupinikim und Guarani bereits mit der Selbstdemarkierung begonnen. Nach acht Tagen untersagte die Bundespolizei alle weiteren Aktivitäten. Die Polizei hat den “Zugang zu den Aldeias gesperrt und uns nach Brasília gebracht. Dort wurden wir ohne das Recht auf Beistand und isoliert von unserer Gemeinschaft gezwungen, einen Vertrag mit Aracruz Celulose zu unterschreiben. Es wurde uns gedroht, dass wir das ganze Gebiet verlieren, wenn wir dem Vorschlag nicht zustimmen”, heißt es in einem Brief an den Justizminister.


 


Die Firma Aracruz Celulose rechtfertigt ihre Anwesenheit mit diesem 1998 unterzeichneten Vertrag. Die Staatsanwaltschaft betrachtet “diesen Vertrag  als nichtig, da laut Bundesverfassung alle zivilen Akte hinsichtlich indigener Gebiete nichtig sind. Ungültig sind all jene Teile des Vertrages, die eine Forderung auf einen Anspruch in indigenen Gebieten erheben“, bestätigt Staatsanwältin Luciana L. Oliveira.


 


“Dieser Vertrag ist ungültig, da wir durch diesen akzeptieren mussten, dass Aracruz weiterhin 11.009 ha der Gebiete Tupinikim und Guarani beansprucht. Als Entschädigung wurden soziale Projekte innerhalb von 20 Jahren in Aussicht gestellt.


 


Die Bundesstaatsanwaltschaft von Brasilien hat die Unrechtmäßigkeit des Tausches indigene Gebiete gegen Geld festgestellt und ihre Unterschrift noch im Jahr 1998 vom Vertrag zurückgezogen“, schreiben die Indios in ihrem Brief.


 


Auf Antrag von Aracruz Celulose genehmigte die Bundesjustiz ein Gutachten zur Reintegration von Besitz. Laut Eugênio Ricas, Kommissar der Bundespolizei, werde das Gutachten am 19.05.2005 der FUNAI übermittelt. Auf die Frage, wie viele Polizisten in die Gemeinde Aracruz entsandt werden, antwortete er: “Es handelt sich um eine diplomatische Mission und nicht um eine polizeiliche Aktion“.


 


“ES SIND WICHTIGE ANLIEGEN“, SAGTE DOM LUCIANO BEI DER EHRUNG


 


Am 17.05.2005 wurde der Erzbischof von Mariana, Luciano Mendes de Almeida, bei einer Sondersitzung in der Abgeordnetenkammer geehrt. Von 1987 bis 1994 war Dom Luciano Präsident der Brasilianischen Bischofskonferenz – CNBB.


 


Der Bischof ist sehr entschieden während der Verhandlungen der Bundesverfassung 1988 aufgetreten, als die Zeitung O Estado de São Paulo den CIMI beschuldigte. Im Jahr 1987 veröffentlichte die Zeitung “Reportagen“ über angebliche Aktivitäten von religiösen Missionaren im Interesse ausländischer Bergbauunternehmen. Nach sechs Tagen Berichterstattung, die den CIMI wiederholt angriffen, erwirkte die CNBB bei Gericht das Recht auf Gegendarstellung.


 


Während seiner Rede erinnerte Dom Luciano an die Absicht der Ehrung, die vier Stunden lang dauerte. “Es sind wichtige Anliegen: Land, Arbeit, indigene Völker, Quilombas. Und jetzt bin ich einer, der hilft, dass diese Themen in diesem Haus zur Sprache kommen“.


 


Unter den Anwesenden Gläubige und Politiker aus der Region Mariana in Minas Gerais und rund 200 Landlose, die am Nationalen Marsch für die Agrarreform von Goiânia nach Brasília teilgenommen haben. “Eure Anwesenheit ist mir eine besondere Freude und stärkt auch meine Verpflichtung“, dankte Dom Luciano und gedachte auch jener, “die nicht mehr unter uns sind“, etwa der Arbeiter Santo Dias, der Indio Guarani-Kaiowá Marçal de Souza und Schwester Dorthy Stang.


 


 


Brasília, 19. Mai 2005.


 


Cimi – Indianermissionsrat


 

Fonte: Cimi - Assessoria de Imprensa
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