CIMI INFO-BRIEF 656
Anschlag auf indigenen Gemeinderat und fünf Personen in Bahia
Der Ex-Kazike Gerson de Souza Melo vom Volk der Pataxó Hã-Hã-Hãe und fünf weitere Personen, wurden am 21.03.2005 Opfer eines Anschlages. Drei Männer schossen auf das Fahrzeug der FUNAI, in dem die Gruppe von der Aldeia Caramuru nach Pau Brasil unterwegs war. Die Kugeln verfehlten die Indios während am Auto an die 30 Einschüsse gezählt wurden. Nach der Anzeige nahmen Zivilpolizei und Bundespolizei die Untersuchungen auf.
Der Gemeinderat der PT, Gerson de Souza Melo, wurde wiederholte von Pistoleiros der Großgrundbesitzer mit dem Tod bedroht. Das Attentat führt er auf seinen Einsatz zur Verteidigung des indigenen Gebietes zurück. Mehrfach hat er die Verfolgung und Ungerechtigkeit gegen sein Volk zur Anzeige gebracht.
Das Landproblem ist die Ursache von Spannungen zwischen Fazendeiros und Indios, die sich seit Jahren um die Rückgewinnung ihres Gebietes bemühen. Sie warten seit 23 Jahren auf eine Entscheidung des Obersten Bundesgerichts, bei dem ein Verfahren zur Aufhebung von Besitztiteln noch immer nicht abgeschlossen ist.
Aty Guasu der Guarani-Kaiowá Indios fordern die Homologation ihrer Gebiete Ritus für ein besseres Leben
Die Aty Guasu, die große Versammlung der Guarani-Kaiowá, fand vom 18. bis 20.05.2005 im indigenen Gebiet Ñande ru Marangatu in der Gemeinde Antônio João (Mato Grosso do Sul) mit 320 Teilnehmern statt.
Neben den Diskussionen hinsichtlich der Anerkennung der indigenen Gebiete war die Versammlung sehr rituell geprägt. “Wir haben die ganze Nacht über getanzt und gebetet, um die Geister wohl gesonnen zu stimmen, wenn wir ein besseres Leben suchen, das mit unserem Land und unserem Leben verbunden ist“, sagte der Vertreter Anastácio Peralta.
Als Versammlungsort wurde Ñande ru Marangatu gewählt. Dieses Gebiet muss dringend homologiert werden, um die angeordnete Vertreibung der Indios zu verhindern. Im abschließenden Manifest, das an den Präsidenten der Republik, Luiz Inácio da Silva gerichtet ist, fordern die Indios “die sofortige Homologation des indigenen Gebietes Ñande ru Marangatu sowie aller anderen umstrittenen Gebiete im Bundesstaat“. Die Indios bekräftigten im Dokument ihre Ablehnung des PLS 188 von Senator Delcídio do Amaral (PT-MS), der auf eine Änderung des administrativen Verfahrens der Demarkierung abzielt. “Diese Änderungen benachteiligen die indigenen Völker in Brasilien. Sie verzögern die Verfahren und heben laufende Verfahren auf“.
Erneut beklagen die Indios die mangelhafte Versorgung in den Aldeias des Bundesstaates. “Die Unterernährung der Kinder in den Aldeias Kaiowá Guarani ist nicht bloß eine Folge von Hunger und Elend des Volkes. Hunger, Elend und auch Gewalt sind die historische Folge von fehlendem Land.
Im Fall von Mato Grosso do Sul müssten bei nahezu allen Gebieten die Grenzen laut Verfassung geändert werden, aber die Verfahren der Demarkierung wurden alle gestoppt oder noch gar nicht eingeleitet. Im Bundesstaat Mato Grosso do Sul wurde erst ein Gebiet, dessen Grenzen revidiert wurden, homologiert. Es ist das indigene Gebiet Panambizinho”.
Anastácio Peralta, der Vertreter von Dourados, betonte die Teilnahme der Frauen an der Aty Guasu. “Es war sehr beeindruckend, wie die Frauen am Sonntag über die Bedeutung und den Wert von Land gesprochen haben“. “Es waren vor allem die Frauen, die den Inhalt der Diskussionen bestimmten. Sie waren nicht nur in der Küche zu finden sondern auch bei den Riten, in den Gruppen und im Plenum“, berichtete der Missionar Egon Heck.
Die Versammlung schloss mit einer Ehrung der indigenen Vertreter Marçal de Souza und Dom Quiquito in der Aldeia Campestre ab. Dort wurde Marçal de Souza im November 1983 ermordet.
Die nächste Aty Guasu wird im Juli im indigenen Gebiet Caarapó, 50 km von Dourados entfernt, stattfinden.
Brasília, 23. März 2005.
Cimi – Indianermissionsrat