08/02/2005

CIMI INFO-Brief 649

GARANTIE DES LANDES, UMWELTSCHUTZ UND ALTERNATIVE PRODUKTION KÖNNTE KINDERSTERBLICHKEIT IN MATO GROSSO DO SUL SENKEN



 


Endlich schlagen Medien und öffentliche Organe hinsichtlich der hohen Kindersterblichkeitsrate in Mato Grosso do Sul Alarm. In der Region Dourados, im Süden des Bundesstaates, starben 1999 insgesamt 140 von 1000 Kindern unter einem Jahr. Die Zahl sank im Jahr 2003 auf 46 Todesfälle und stieg ein Jahr später auf 64 an. Während in Mato Grosso do Sul 2003 durchschnittlich 33 pro 1000 indigene Kinder starben, waren es Brasilien weit 24 Kinder.


 


Der Bezirksrat für Indigene Gesundheit wandte sich nun an die Bundesstaatsanwaltschaft, um die hohe Kindersterblichkeit in Mato Grosso do Sul zu untersuchen. Die Nationale Gesundheitsstiftung (FUNASA) und das Ministerium für Entwicklung und zur Bekämpfung des Hungers setzten Arbeitsgruppen ein.


 


“Die hohe Kindersterblichkeitsrate in Dourados ist die Folge der chaotischen Situation, unter der die Guarani-Kaiowá leiden. Es ist der historische Prozess der Ausbeutung ihrer Gebiete sowie fehlender politischer Willen der Regierung bei der Suche um eine endgültige Lösung für die Landfrage“, sagt Egon Heck, Mitarbeiter des regionalen Teams des CIMI in Mato Grosso do Sul.


 


Heck ist der Ansicht, dass die Demarkierung und Homologation der Gebiete, Umweltschutz und Alternativen für die Produktion von Lebensmitteln innerhalb der indigenen Gebiete sowie Hilfsprogramme wie “Null Hunger“ Schritte wären, um das Ernährungsproblem der Kinder zu mindern. Die Indios können sehr gut organisieren und kurzfristig planen, aber die Situation in Mato Grosso do Sul ist auch eine Folge der strukturellen Gewalt. Es fehlt an Land und den Indios werden die grundlegenden Bürgerrechte verwehrt. “Hunger, Unterernährung und physische Gewalt sind Ausdruck der strukturellen Gewalt“, so Heck.


 


Im indigenen Gebiet Dourados leben auf 3.475 ha an die 10.000 Indios Guarani-Kaiowá und Terena. Das Land ist für die Bevölkerungszahl zu klein und die Umweltzerstörung erschwert die Produktion von Lebensmitteln.


 


Von Landknappheit sind Indios in ganz Mato Grosso do Sul betroffen. Ein Beispiel ist das Gebiet Nhande Ru Marangatu, das Fazendeiros für sich beanspruchen. Gerichtliche Entscheidungen waren immer zu Gunsten der Fazendeiros.. Eine Reintegration von Besitz ist noch im Februar zu erwarten. In der Folge werden die indigenen Felder zerstört und das Problem der Versorgung verschärfen. “Das Gebiet muss nur noch vom Präsidenten der Republik homologiert werden. Kein Gebiet in diesem Bundesstaat wurde von dieser Regierung homologiert“, so Charles Pessoa, Staatsanwalt der Republik in Mato Grosso do Sul. Er bestätigt die hohe Rate der Kindersterblichkeit und die Schwierigkeiten bei der Verteilung von Nahrungspaketen. Viele haben keine Dokumente, weil sie von der früheren regionalen Verwaltung der FUNAI nicht ausgestellt wurden.


 


KIND DER MAXAKALI STIRBT IN MINAS GERAIS AUFGRUND MANGELNDER MEDIZINISCHER VERSORGUNG



 


Ein Kind der Maxakali starb am 09.01.2005 infolge von Durchfall und hohem Fieber. Das Team des Cimi war am 12.01. im Gebiet Maxakali und stellte fest, dass drei Kinder dringend nach Santa Helenas de Minas zur ärztlichen Versorgung gebracht werden sollten. Seit November 2004 war kein Gesundheitspersonal in der Aldeia. Die FUNASA stellt auch kein Fahrzeug für den Transport in die Stadt zur nächsten Instanz der medizinischen Betreuung zur Verfügung.


 


“Haben wir Geld für die Gesundheit? Haben wir Felder? Wie kann das geschehen? Früher gab es keine FUNASA und die Maxakali sind nicht an Krankheiten gestorben. Der Wald gab uns die Medizin. Jetzt gibt es keinen Wald, es gibt die FUNASA und die Maxakali sterben. Wie kann das geschehen? Wir Maxakali müssen besser behandelt werden, es gibt Geld dafür“, klagt die indigene Vertreterin Noêmia Maxakali aus der Aldeia Água Boa.


 


Die Missionarin Gilse Freire wandte sich an die FUNASA in Governador Valadares. Dem Organ fehlen die Mittel für den Transport der Maxakali sowie für die Ausstattung der Gesundheitszentren.


 


Die Indios leiteten Klagen an die Bundesstaatsanwaltschaft und laden zu einer öffentlichen Audienz am 23.02.2005 im indigenen Gebiet ein.


 


Laut Angaben der indigenen Vertreter beklagten die rund 1.200 Bewohnern des Gebietes Maxakali im Vorjahr den Tod von 25 Kindern.


 


WELTSOZIALFORUM 2005: ERFAHRUNGSAUSTAUSCH UNTER DEN INDIOS UND DIALOG MIT NICHT INDIOS



 


Am vorletzten Tag des Weltsozialforums traten die Indios aus dem Puxirum für Kunst und Weisheit heraus und begaben sich auf das “weltweite soziale Territorium“. Sie stellten ihr zweites Manifest mit Forderungen für einen Wandel der nationalen indigenen Politik vor, geschrieben von den anwesenden Völkern Brasiliens.


 


Unter den Vorschlägen etwa die Einrichtung eines Sondersekretariats im Rang eines Ministeriums und direkt der Präsidentschaft der Republik unterstellt sowie ein Nationaler Rat für Indigene Politik unter Beteiligung der Indios. Im Dokument forderten die Indios “die öffentliche Manifestation der Bundesregierung hinsichtlich ihrer Verantwortung für die indigenen Güter sowie die Ablehnung des Gesetzesprojekts 188, das nicht abgeschlossene demarkatorische Verfahren aufheben will, um erneut über Gebietsgrenzen nach wirtschaftlichen und politischen Interessen zu verhandeln“. Im Manifest vom 28.01.2005 kritisierten die Indios die “Unterlassungen der Regierung bei der Garantie“ ihrer Gebiete.


 


Die Aktionsplattform Puxirum lag ganz am Rande des “weltweiten sozialen Territoriums“. Mit dem indigenen Marsch durch das Gelände suchten die Indios den Dialog mit anderen Teilnehmern des V. Weltsozialforums, das entlang der Ufer des Rio Guaíba in Porto Alegre stattfand.


 


“Der Puxirum lag isoliert und der Marsch sollten die indigene Anwesenheit beim Forum bekunden. Es sollte zum Ausdruck kommen, dass auch die indigenen Völker hier sind, dass sie sich organisiert für ihre Rechte einsetzen“, sagte Gilberto dos Santos, ein Missionar vom CIMI.


 


“Es war eine gute Gelegenheit gemeinsam mit Freunden des amerikanischen Kontinents Probleme zu diskutieren, etwa die Invasion von Gebieten, die nicht erfolgte Demarkierung von Gebieten, die Ablehnung des neoliberalen Projekts, das über dem Land steht“, so Antônio Veríssimo Apinajé von Tocantins, der gute Beziehungen zwischen lateinamerikanischen Indios und die Annäherung der brasilianischen Indios an soziale Bewegungen als Notwendigkeit erachtet.


 


Interview mit Antônio Apinajé über das V. Weltsozialforum:


 


Wie beurteilen Sie ihre Teilnahme am Forum?


 


Ich spürte eine tiefe Spiritualität bei diesem fünften Forum.. Die indigenen Völker waren sehr lebendig und schrieben ein Stück ihrer Geschichte. Obwohl sich das dominante Projekt über unsere Kultur, unser Wissen und unsere Technologien stellt, zeigen wir indigene Völker, dass wir über Wissen verfügen und dieses Wissen einbringen, um ein Land ohne Böses zu schaffen. Der Planet erträgt nicht länger diese Ausbeutung und wir können dazu beitragen, dass der lebt.


 


Wie war für Sie die Begegnung mit anderen lateinamerikanischen Völkern?


 


Ich hörte Zeugen aus Bolivien und Ecuador, wo die Bevölkerung mehrheitlich indigen ist. In Ecuador gelangen wichtige politische Fortschritte. Man hat einen Präsidenten abgesetzt, der nicht den Interessen der indigenen Völker entsprach, aber der Nachfolger hat sich dem Grosskapital unterworfen. In Brasilien gibt es nur wenige indigene Völker und ich glaube, dass wir uns mit anderen sozialen Bewegungen verbünden müssen, damit unser Einsatz wirksamer wird.


 


Was ist wichtig für Sie, das sie vom Forum mitnehmen?


 


Ich glaube, dass vom Forum nicht viel ausgehen kann, um die Politiken zu ändern. Die Regierungen sind gut strukturiert und haben ihre Maschinerie. Das Forum ist eher ein Treffen, um Erfahrungen zwischen indigenen Völkern aus der ganzen Welt auszutauschen. Aber es ist wichtig, auf das dominante Projekt zu zeigen und die Leute darauf hinzuweisen, damit wir uns besser vereinen und besser organisieren.


 


Brasília, 03. Februar 2005


 


Cimi – Indianermissionsrat


 

Fonte: Cimi - Assessoria de Imprensa
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