Info-Brief 873: Präsident Lula verhandelt mit Betroffenen über Kraftwerk Belo Monte
Gestern, 22. Juli 2009, fand in Brasília ein Gespräch mit Präsident Luiz Inácio Lula da Silva über das Kraftwerk Belo Monte am Xingu (PA) statt, an dem vom Kraftwerk betroffene Indios und Siedler, der Bischof vom Xingu und CIMI Präsident Erwin Kräutler, der Professor für Energie und Elektrotechnik der Universität São Paulo, Célio Bergmann, die Staatsanwälte der Republik von Pará, Felício Pontes und Rodrigo Costa e Silva, Regierungsmitglieder sowie der amtsführende Präsident von Eletrobrás und der Präsident von Eletronorte teilnahmen.
Die Delegation aus Pará informierte den Präsidenten der Republik über die negativen Auswirkungen und übergab ein Dokument, in dem rechtliche, technische, ökologische, soziale und wirtschaftliche Probleme im Kontext von Belo Monte zusammengefasst sind.
Professor Bergmann erklärte dem Präsidenten, dass das Kraftwerk Belo Monte, dessen Bau mit mehr als 20 Milliarden Reais veranschlagt ist, lediglich 4.000 KW im Jahr produziere und nicht 11.000 KW wie Befürworter des Projekts versprechen. Drei Monate im Jahr, während der Trockenzeit, könnten nicht mehr als 2.000 KW produziert werden. Die Vertreter von Eletrobrás und Eletronorte haben diese Information nicht beeinsprucht. Der Präsident zeigte sich von diesen Daten beeindruckt und will weitergehende Angaben über das Projekt.
„Ich hoffe, dass der Präsident aufgrund der technischen Daten und der Berichte über die Folgen des Kraftwerks für die Gemeinden, die Siedler entlang des Flusses und die Indios sensibilisiert ist“, sagte Bischof Kräutler nach dem für ihn positiven Gespräch. „Erstmals konnten wir dem Präsidenten unsere Sorgen und Betroffenheit mitteilen. Es war den Verantwortlichen des Energiesektors klar, dass wir uns sehr gut vorbereitet haben“, so Dom Erwin.
Präsident Lula kündigte weitere Sitzungen zu Belo Monte an bemerkte, dass das Land eine Schuld gegenüber jenen, die von bereits gebauten Kraftwerken betroffen sind.
Auch José Carlos, vom Volk Arara, zeigte sich optimistisch: „Es gab einen Fortschritt in der Frage von Belo Monte, denn der Präsident verpflichtete sich, das Projekt nicht auf Biegen und Brechen auszuführen, obwohl in der Region die Befürworter sagen, Belo Monte werde um jeden Preis gebaut“. José Carlo erwartet eine bessere Analyse der Auswirkungen. „Bisher beschäftigte man sich nur mit den direkten Folgen auf das geflutete Land. Im Gebiet meines Volkes wird der Fluss austrocknen und man sagt, das ist eine indirekte Folge“, kritisiert er.
Umweltgenehmigung aufgehoben
Fehlende Angaben über die Auswirkungen des Kraftwerks Belo Monte auf indigene Gebiete in der Region des Xingu ist einer der Mängel in der Erhebung der Umweltauswirkungen (EIA), wie die Techniker des IBAMA hingewiesen haben. Trotzdem hat das IBAMA der Studie zugestimmt. Aufgrund dessen legte die Staatsanwaltschaft von Pará Einspruch gegen diese Entscheidung, beschuldigte den Mitarbeiter des IBAMA der administrativen Unredlichkeit, weil er der Studie zustimmte und eröffnete ein Verfahren gegen ihn. Anfangs Juni erließ das Gericht ein positives Gutachten hinsichtlich des Verfahrens der Staatsanwaltschaft und seither ist die Umweltgenehmigung aufgehoben.
12 Treffen der kirchlichen Basisgemeinden (CEB’s) in Porto Velho
Vom 21. Bis 25. Juli 2009 findet in Porto Velho (Rondônia) das 12. Treffen der kirchlichen Basisgemeinden mit mehr als 5.000 Teilnehmern statt, darunter Vertreter von 40 indigenen Völkern. Das heurige Schwerpunkt CEB’s: Ökologie und Mission hat als Motto: „Vom Schoß der Erde, der Schrei aus Amazonien“.
Lange Zeit hieß es eine neue Welt ist möglich. Nun müssten sich die CEB’s einsetzen, dass eine neue Welt notwendig ist, betonte der Theologe Leonardo Boff. „Amazonien, Ort des Treffens, vermittelt die Realität der Zerstörung, der großen Wasserkraftwerke, des Todes von indigenen Völkern. Angesichts dieser Realität suchen die Menschen nach Lösungen. Die Bedeutung dieser Basisgemeinden liegt darin, dass sie sich an der Basis der Gesellschaft für Veränderungen einsetzen“.
Boff unterstrich die Rolle der indigenen Gemeinschaften für eine nachhaltige Welt. „Die Experten, die sich mit den Vorgängen in der Natur befassen sind einer Meinung, dass wir den Planeten, Amazonien nur bewahren können, wenn wir auch die indigenen Völker schützen. (…) Sie wissen, wie sie im Einklang mit der Natur leben können“. Die kirchlichen Basisgemeinden müssen ökologische Basisgemeinden werden und ein Beispiel geben für eine neue Welt. Wenn wir wollen, dass unsere Kinder auf diesem Planeten leben können, müssen wir uns ändern und dem Beispiel der indigenen Völker folgen“.
Bei der Eröffnung des Treffens, der Erzbischof von Porto Velho, Dom Moacyr Grechi, die indigene Vertreterin Eva Canoé sowie der Theologe und geistliche Assistent der CEB’s, Pater Benedito Ferraro, sprachen über die Arbeit der CEB’s. „Die kirchlichen Basisgemeinden sollten nicht länger angesehen werden als ‚eine neue Art Kirche zu sein’ sondern als eine selbstverständliche Art Kirche zu sein, mit einer großen sozialen Verpflichtung auf dem Weg zur Befreiung im ganzheitlichen Sinn: wirtschaftlich, ökologisch, kulturell“, so Ferraro.
Dom Moacyr begrüßte die Teilnehmer und lobte den Einsatz der CEB’s mit dem Hinweis auf ein afrikanisches Sprichwort: „Wenn viele einfache Menschen an vielen Orten viele gute Dinge tun, gelingen außergewöhnliche Veränderungen“.
Die CEB’s würden die indigenen Kulturen und Religionen respektieren, „die Autonomie der indigenen Völker achten, den Einsatz für ihre Anliegen und Rechte unterstützen“, sagte Eva Canoé.
Brasília, 23. Juli 2008
CIMI – Indianermissionsrat