Info-brief 856: Indios beklagen Gewalt seitens der Bundespolizei in ihren Gebieten
Heute, am 12. März 2009, haben die Indios im Rahmen der bis morgen tagenden Nationalen Kommission für Indigene Politik (CNPI) gewaltsame Übergriffe in indigenen Gebieten sowie tendenziöse Untersuchungen seitens der Bundespolizei beklagt. Adressat ihres Berichtes war Kommissar Carlos Santos von der Abteilung für Soziale und Politische Angelegenheiten der Bundespolizei, der an der Versammlung der CNPI teilnimmt.
Indigene Vertreter von Mato Grosso, Bahia, Mato Grosso do Sul und Pernambuco informierten über Aggressionen bei Aktionen von Reintegration von Besitz und bei polizeilichen Untersuchungen vermutlicher Straftaten.
Pierângela Cunha vom Volk der Wapichana (Roraima) geht davon aus, dass die Gewalt der Bundespolizei keine allgemeine und systematische Praxis in allen Bundesstaaten ist. „In einigen Bundesstaaten, etwa in Pernambuco und Bahia gibt es viele Konflikte und die Bundespolizei sollte diese lösen. Auch die Reintegrationen von Besitz könnten ohne Gewalt erfolgen“, so die indigene Vertreterin.
Zum zweiten Mal hat ein Vertreter der Bundespolizei an der Versammlung der CNPI teilgenommen und die Indios erwarteten Auskünfte über bereits angezeigte Fälle. „Es war wie ein erster Kontakt, denn wir erhielten keine Antworten über Fälle, die der Bundespolizei bereits bekannt sind“, sagte Pierângela. Sie hofft, dass künftige Aktionen, die Indios betreffen, zuvor mir den indigenen Vertretern diskutiert werden, um gewaltfrei gelöst zu werden.
Carlos Santos unterstrich mehrfach, dass die polizeiliche Macht bei der Durchsetzung einer gerichtlichen Anordnung mehrere Elemente umfasse, bis hin zur Möglichkeit des Widerstandes. Die Aktion werde erst ausgeführt, wenn alle Möglichkeiten der Verhandlung ausgeschöpft seien.
Die Indios brachten als Gegenbeispiel für mangelnde Verhandlungen den Fall der Tupinimbá (Bahia). Kazike Babau wurde zwei Tage bevor das Gericht eine Untersuchungshaft verfügte und einen Tag nachdem ihm Habeas Corpus erteilt wurde, festgenommen.
Karte Guarani und Statut
Im zweiten Teil der CNPI wurden Karte und Heft Guarani Retã vorgestellt. Die Unterlagen, die 500 Aldeias mit rund 100.000 Indios entlang der Grenze Brasilien, Paraguay und Argentinien erfassen, sollen den Regierungsorganen als Grundlage für die Entwicklung einer gemeinsamen indigenen Politik mit den Nachbarländern dienen.
Bis zum Ende der Sitzung wird noch ein Vorschlag für das Statut der Indigenen Völker diskutiert, der bei zehn regionalen Treffen von rund 1.000 delegierten Indios im Vorjahr entstanden ist.
Indios diskutieren indigenes Schulwesen in Salvador
Bei der Regionalkonferenz für Indigenes Schulwesen, vom 10.-13.3.2009 in Salvador (BA) steht neben der spezifischen Ausbildung die Wahl der Delegierten für die Nationale Konferenz im September in Brasília auf dem Programm.
Rund 140 Indios, 60 Mitglieder von Organisationen und Universitäten sowie 40 Gäste befassten sich mit Vorschlägen für die Nationale Konferenz: Bildung und Landfrage, Schulpädagogik, indigene Pädagogik, Wissenschaft, die Struktur des Schulwesens (Bund, Bundesstaaten, Gemeinden), Mitbestimmung und soziale Kontrolle der Ressourcen, Richtlinien für das indigene Schulesystem. Die Ergebnisse der Gruppenarbeit und Foren werden im Schlussdokument einfließen.
Ein großes Problem gibt es bei der Anstellung von Dozenten. Der Sekretär für Bildung von Bahia, Adeum Sauer, kündigte ein Gesetzesprojekt der Legislativen Versammlung zur Regelung der Lehrberufe an. „Wir müssen Druck ausüben und über die Realität unserer Lehrer informieren“, kommentierte der Lehrer Reginado Pataxó Hã-hã-hãe die lange erwartete politische Ankündigung.
Es gehe um die Lebendigkeit des Volkes und um Autonomie der Gemeinschaft. Dazu müssen die Lehrer auch Erfahrungen einbeziehen, meinte Núbia Tupinambá indigene Koordinatorin innerhalb des Sekretariats für Bildung von Bahia. Die Pädagogik müsse in enger Verbindung zur Landfrage stehen, die „neben der Demarkierung der Gebiete, die Geschichte des Volkes, die Werte und Weisheiten der Vorfahren umfasst“, so Núbia.
Die nächste Konferenz findet von 24.-27.3. in Caucaia, mit Vertretern von Ceará, Pernambuco und Paraíba statt. Bis September wird es weitere 15 regionale vorbereitende Treffen geben.
(Informationen von Clarissa Tavares, Journalistin)
Brasília, 13. März 2009
Cimi – Indianermissionsrat