Info-brief: Versammlung diskutiert Demarkierung der Gebiete Guarani in Mato Grosso do Sul
Vom 29.10.- bis 1.11.2008 findet im Gebiet Ñanderu Marangatu, in Antônio João, in Mato Grosso do Sul die „Große Versammlung“ (Aty Guasu) statt, an der etwa 250 Guarani aus 25 Gemeinschaften teilnehmen. Die Indios diskutieren die Identifikation der indigenen Gebiete im Bundessstaat und gedenken der Ermordung von Marçal de Souza (Tupã´i) vor 25 Jahren.
Heute stand die Evaluierung der Identifikation der Territorien auf dem Programm und die Indios überlegten, wie sie ihren Einsatz für die Gebiete verstärken können. Viele Guarani wissen kaum über die Schritte der Demarkierung Bescheid. „Die Arbeitsgruppen haben in vielen Aldeias die Erhebungen noch nicht aufgenommen und niemand weiß, wann die Demarkierung beendet wird. Viele Leute sind an irgendeinem Ort, etwa am Straßenrand (…). Man braucht konkrete Antworten“, sagte die Lehrerin Leia Aquino vom Gebiet Ñanderu Marangatu.
Die Teilnehmer der Großen Versammlung betonten, dass es wichtig sei, die Identifikation der Techniker zu begleiten und sie wollen Jeroki Guasu (Tanz und Rituale) in den Gebieten des Volkes. Morgen werden die Guarani ihre Erwartungen an die Vertreter der Bundesstaatsanwaltschaft und die FUNAI richten, die zur Versammlung erwartet werden. Am Samstag ist eine Videopräsentation über den Einsatz von Marçal de Souza sowie eine Kundgebung an dem Ort geplant, wo er am 25.11.1983 ermordet wurde. Ein Gedenken gibt es auch dort, wo Sicherheitskräfte eines Fazendeiros am 24.12.2005 Dorvalino Rocha getötet haben.
Gewalt in Ñanderu Marangatu
Marçal und Dorvalino wurden aufgrund ihres Einsatzes für die indigenen Rechte und für das Gebiet Ñanderu Marangatu ermordet. Obwohl das Territorium seit 2005 homologiert ist, wird ein Großteil von einem Fazendeiro beansprucht. Das Oberste Gericht hat 2005 die Wirksamkeit der Homologation außer Kraft gesetzt, bis in einem Verfahren zur Unterbrechung der Demarkierung entschieden wird, das bei der Bundesjustiz in Ponta Porã zur Entscheidung ansteht. Die Indios, die auf 100 Hektar des Gebietes leben – homologiert wurden 9.316 Hektar – , werden ständig von Pistoleiros bedroht.
Am Samstag, 25.10.2008, als Kinder und Jugendliche zum Fluss unterwegs waren, haben Pistoleiros auf sie geschossen. Die Jugendlichen sind zurück in die Aldeia gelaufen, die verstörten Kinder flüchteten in den Wald und waren mehr als acht Stunden verschwunden. Die Pistoleiros schossen auch auf die Erwachsenen, die nach den Kindern suchten.
Justiz hebt Haftbefehl gegen den Kaziken vom Volk Tupinimbá in Bahia auf
Am 24.10.2008 hat das Regionale Bundesgericht der 1. Region den Haftbefehl gegen Rosivaldo da Silva (Babau), Kazike der Aldeia Serra do Padeiro (Bahia) vorläufig aufgehoben. Als die Bundespolizei am 23.10.2008 versuchte, Babau festzunehmen, wurden über 20 Indios verletzt.
Bei der Polizeiaktion wurden zwei Indios verhaftet. Die Spannungen begannen vor zehn Tagen, als die Bundesjustiz in Ilhéus die Reintegration von Besitz auf dem Gebiet der Tupinambá durch die Bundespolizei anordnete.
Am 24.10.2008 waren indigene Vertreter der Tupinambá von Serra do Padeiro bei der Generalanwaltschaft der Republik in Ilhéus, um die Übergriffe der Polizei während des Haftversuchs von Babau anzuzeigen. Es wurden Fotos gemacht und Aussagen von verletzten Indios aufgenommen. In der nächsten Woche wird die Anzeige weiter verfolgt.
Nach der Anhörung ordnete Staatsanwältin Fernanda Alves de Oliveira die Haftentlassung von Jurandir da Silva an, der tags darauf freigelassen wurde. Der andere Indio war bereits auf freiem Fuß.
Auch die Kommission für Menschenrechte der Abgeordnetenkammer begleitet den Fall der Gewalt gegen die Tupinambá. Am 24.10.2008 forderte die Kommission in einem amtlichen Schreiben an das Justizministerium und die FUNAI in Brasília Informationen über die Ereignisse und Maßnahmen zum Schutz der physischen Integrität des Volkes.
Am 31.10.2008 wird es eine Solidaritätskundgebung von mehr als 30 sozialen Bewegungen in der Aldeia Serra do Padeiro geben, an der auch Staatsanwälte der Bundesstaatsanwaltschaft teilnehmen werden.
Brasília, 30. Oktober 2008
Cimi – Indianermissionsrat