25/08/2008

Cimi info-brief 830: Unterstützungserklärung der Brasilianischen Bischofskonferenz für die Völker von Raposa Serra do Sol

Unterstützungserklärung der Brasilianischen Bischofskonferenz für die Völker von Raposa Serra do Sol


 


Am 20.August 2008 übergaben der Präsident der Brasilianischen Bischofskonferenz (CNBB), Dom Geraldo Lyrio Rocha, und der Vize-Präsident, Dom Luis Soares Vieira, an den Präsidenten des Obersten Gerichts, Minister Gilmar Mendes eine Solidaritätsunterstützung für die Völker des Indigenen Gebietes Raposa Serra do Sol. Das Höchstgericht wird am 27.8. über die Annullierung des Erlasses entscheiden, der die Grenzen des indigenen Gebiets festlegt.


 


Die Bischöfe vertrauen „auf das Urteil des Obersten Bundesgerichts“ und hoffen, dass „die indigenen Rechte erneut bestätigt werden und die Demarkierung und Homologation (…) aufrecht bleiben“, heißt es in der vom Bischöflichen Pastoralrat (COMSEP) verabschiedeten Erklärung.


 


Während der Audienz mit Medes verwies Dom Geraldo Lyrio Rocha auf die Bedeutung des Verfahrens, das am Jahrestag des Todes von Bischof Luciano Mendes de Almeida stattfindet, der sich stets für die indigenen Anliegen eingesetzt hat.


 


Landesweite Unterstützung


In den letzten Wochen gab es im ganzen Land Unterstützung für die indigenen Völker von Raposa Serra do Sol. Gestern fand in São Paulo eine Kundgebung der Organisationen des Schrei Makunaima statt, an der unter anderen die Anthropologien Manuela Manuela Carneiro da Cunha und der Anwalt Dalmo Dallari teilnahmen.


 


Am 19.08. bekundeten auch Abgeordnete der Legislativen Kammer des Bundesdistrikts Brasília ihre Solidarität und forderten die Beibehaltung der Homologation von Raposa Serra do Sol. Die Kommissionen für Menschenrechte der Legislativen Versammlungen von Minas Gerais und São Paulo organisierten am 18. Und 14. August Audienzen hinsichtlich der Demarkierung des Territoriums.


 


Erste Versammlung der Guajajara in Maranhão


 


Vom 20.-23. August 2008 findet in der Aldeia Lagoa Comprida im indigenen Gebiet Araribóia die erste Versammlung der Indios Guajajara aus dem Bundesstaat Maranhão statt. Unter dem Thema Land und Leben stehen die steigende Gewalt gegen die Gemeinschaft und die nachhaltige Nutzung der natürlichen Ressourcen als Schwerpunkte auf der Tagesordnung.


 


Im Zusammenhang mit der illegalen Holzausbeutung wurden im Vorjahr drei Indios aus dem Gebiet Araribóia ermordet, unter ihnen Tomé Guajajara aus der Aldeia Lagoa Comprida.


 


Vorurteile gegen die Guajajara sind häufig Anlass für die Gewalt gegen die Indios. In der ersten Hälfte von 2008 wurden ein Jugendlicher und ein Kind von Bewohnern der Stadt Arama aus unerklärlichen Gründen getötet.


 


„Wir erwarten viele Indios, denn die Gewalt und die Ausbeutung ihrer Gebiete werden immer schlimmer“, sagte Rosemeire Diniz, Koordinatorin des CIMI in Maranhão. Im Gebiet Araribóia leben an die 6.000 Guajajara, davon 200 in der Aldeia Lagoa Comprida.


 


Unterstützt wird die Versammlung von der COAPIMA (Koordination der Organisation der Indigenen Völker von Maranhão), vom CIMI, der FUNAI sowie von der Abteilung Gesundheit und Umwelt der Bundesuniversität Maranhão.


 


Brasília, 21. August 2008


Cimi – Indianermissionsrat


 


 


 


Solidarität mit den Völkern des indigenen Gebiets Raposa Serra do Sol


 


Die Völker des indigenen Gebiets Raposa Serra do Sol – Macuxi, Wapichana, Taurepang, Ingaricó e Patamona – setzen sich seit mehr als 30 Jahren ein, dass der brasilianische Staat ihre Rechte garantiert und die traditionellen Gebiete demarkiert.


 


Während dieser Zeit haben sich die lokalen katholischen Kirche, die pastoralen Einrichtungen und Kongregationen mit den indigenen Völkern bemüht, deren Protagonismus bei der Rückgewinnung sowie der Definition und Umsetzung der öffentlichen Politik in den Bereichen Gesundheit, Bildung und Selbstversorgung zu stärken, um ihnen jetzt und künftig eine würdige Lebensqualität zu garantieren.


 


Bereits seit den ersten Jahrzehnten des 20. Jahrhunderts, als die Benediktiner in die Region kamen, sind die Missionare solidarisch mit diesen Völkern. Schon damals forderten die Patres in einem Brief an die Bundesregierung die Demarkierung des Gebietes zum Schutz des Lebens dieser Völker. Der damals verfasste Brief beinhaltet einen Vorschlag zur Grenzziehung des indigenen Gebiets Raposa Serra do Sol.


 


Nach dem langjährigen Einsatz schien, als sei die Zeit endgültig überwunden, in der die Indios für die Fazendeiros von Roraima bloß als private Besitzer und Instrument für den Zugang zu den natürlichen Ressourcen gelten.


 


Durch die Verabschiedung der Verfassung von 1988 hat der brasilianische Staat die Rechte der indigenen Völker anerkannt. „Die von den Indianern besetzten Gebiete sind deren ständigem Besitz vorbehalten, und ihnen steht die alleinige Nutzung der darin vorkommenden Reichtümer des Bodens, der Flüsse und Seen zu“ (Artikel 231, § 2).


 


Schließlich wurde das Gebiet im Jahr 2002 unter der Regierung von Fernando Henrique Cardoso demarkiert und 2005 unter der Regierung von Luis Inácio Lula da Silva homologiert. Die indigenen Völker konnten nach fast 100 Jahren in allen 194 Aldeias in Raposa Serra do Sol einen Sieg feiern.


 


Dennoch wurde die Frage wieder vor das Oberste Gericht gebracht mit der ungerechtfertigten Behauptung, die indigenen Völker von Raposa Serra do Sol würden die Interessen des Nationalstaats gefährden und mit Bestrebungen, wieder zur Stunde Null zurückzukehren, ungeachtet der knapp ein Jahrhundert andauernden Leiden der indigenen Völker und ihres Einsatzes gemeinsam mit ihren Verbündeten.


 


Am 27. August 2008 wird das Plenum des Obersten Bundesgerichts im Verfahren entscheiden, das die Demarkierung des indigenen Gebiets Raposa Serra do Sol beeinsprucht.


 


Im Vertrauen auf das Urteil des Obersten Bundesgerichts hoffen wir, dass die indigenen Rechte erneut bestätigt werden und die Demarkierung und Homologation zur Freude der Völker in den 194 Aldeias, die das indigene Gebiet Raposa Serra do Sol traditionell besetzen, aufrecht bleiben.


 


Brasília, 20. August 2008


 


Dom Geraldo Lyrio Rocha


Erzbischof von Mariana


Präsident der CNBB


 


Dom Luiz Soares Vieira


Erzbischof von Manaus


Vize-Präsident der CNBB


 


Dom Dimas Lara Barbosa


Weihbischof von Rio de Janeiro


Generalsekretär der CNBB

Fonte: Cimi
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