11/01/2008

Info-Brief798: Mangelnde Gesundheitsversorgung in Vale do Javari . In einem Monat starben mindestens fünf Kinder

Mangelnde Gesundheitsversorgung in Vale do Javari


In einem Monat starben mindestens fünf Kinder


 


In Vale do Javari (Westamazonas) ist der gesundheitliche Zustand der indigenen Völker weiter kritisch. Der Indigene Rat von Vale do Javari (CIVAJA) informierte, dass im Dezember 2007 acht Índios, davon fünf Kinder gestorben sind. CIVAJA beabsichtigt, die schlechte Gesundheitsbetreuung bei Internationalen Organisationen anzuklagen.


 


“Wir glauben nicht länger an Versprechen” sagte Clovis Marubo, der Koordinator von CIVAJA. Im Vorjahr hat der Rat dem Gesundheitsminister und anderen Vertretern der Bundesregierung mitgeteilt, dass Menschen starben, weil sie nicht rechtzeitig aus den Aldeias zur Behandlung gebracht werden konnten. „Es ist uns nicht bekannt, woran sie gestorben sind. War es Malaria, Gelbfieber oder Hepatitis“? spekuliert Clovis. Die Bluttests in der Region wurden nicht abgeschlossen und „wir wissen nicht, welche Krankheiten es hier gibt“, kritisiert er.


 


Das Haus für Indigene Gesundheit – CASAI in Atalaia do Norte beherbergt derzeit mehr als 150 Indios, obwohl es nur für 35 Personen eingerichtet ist. In den Aldeias sind derzeit mindestens sechs Kinder so schwer erkrankt, darunter die Schwester eines Kindes, das am 29.12.2007 starb, dass sie dringend ins CASAI müssten.


 


Heftige Kritik erhebt der CIVAJA gegen die Präfektur Atalaia do Norte. Txuki, 6 Jahre, vom Volk Marubo wartete zwei Tage auf die Genehmigung seitens der Präfektur für den Transport mit dem Boot. Txuki starb am 28.12.2007 während der Reise. Außerdem hat die  Präfektur Mittel für die indigene Gesundheit für andere Aktivitäten verwendet.


 


Verträge werden nicht eingehalten


Im August 2007, nach einer öffentlichen Audienz in Atalaia do Norte, unterzeichneten die 6. Kammer der Bundesstaatsanwaltschaft, die Nationale Gesundheitsstiftung und andere Organe einen Vertrag, der Maßnahmen zur Verbesserung der Situation zusammenfasst.


 


Die FUNASA verpflichtete sich, bis Ende 2007 vier Basisstationen in der Nähe der Aldeias einzurichten, solarbetriebene Kühlschränke für die Aufbewahrung des Impfstoffs anzuschaffen sowie in der gesamten Region Bluttests durchzuführen. Laut FUNASA wurden die Kühlschränke angeschafft aber nur eine der vier Stationen ist im Aufbau. In den anderen drei Stationen soll Ende Januar die Arbeit aufgenommen werden. Die Verzögerung ist die Folge eines Personalwechsels bei der Regionalkoordination der FUNASA in Amazonas.


 


In Vale do Javari leben rund 3.000 Indios der Gemeinschaften Marubo, Mayuruna, Matis, Kanamary und Kulina sowie Gruppen ohne Kontakt zu der sie umgebenden Gesellschaft.


 


Mindestens 76 Indios im Jahr 2007 ermordet


 


Laut vorläufiger Erhebung des CIMI wurden 2007 mindestens 76 Indios ermordet, davon 48 im Bundesstaat Mato Grosso do Sul, gefolgt von Pernambuco mit acht Mordfällen. Damit stieg die Zahl der Todesopfer von Gewalttaten gegenüber 2006 um 63 %.


 


Im April 2008 wird der CIMI den „Bericht über die Verletzung der indigenen Rechte 2006 und 2007“ veröffentlichen und darin unter anderem die Bedrohungen, Mordversuche, Ermordungen, Selbstmorde und Invasionen in indigene Gebiete aufzeigen. Die Erhebungen stützen sich auf Informationen der indigenen Gemeinschaften und Medienberichte.


 


Genozid in Mato Grosso do Sul


 Im Bundesstaat Mato Grosso do Sul ist die Zahl im Vergleich zum Jahr 2006 von 20 auf 48 Mordfälle um nahezu 150 % gestiegen. Der Hauptgrund für diese tragische Bilanz ist der Mangel an Land, wie am Beispiel von Dourados deutlich wird. In diesem Gebiet, in dem es die größte Bevölkerungskonzentration gibt, wurden 14 Indios ermordet.


 


Ein Teil der Ermordungen von 2007 sind auf Landkonflikte mit Fazendeiros zurückzuführen, etwa im Fall der Gruppe Guarani. Im Januar wurde Xurete Lopes im Zusammenhang mit der Rückgewinnung von Land getötet. Im Juli wurde Ortiz Lopes im Auftrag eines Fazendeiros ermordet, wie Zeugen aussagten.


 


Zu kritisieren ist, dass 2007 kein Territorium der Guarani in Mato Grosso do Sul demarkiert wurde, obwohl die FUNAI diesem Volk aufgrund der angespannten Lage besondere Unterstützung zugesagt hat.


 


„Es ist unverständlich, dass dieser grausame Prozess der Auslöschung eines ganzen Volkes vor den Augen der nationalen Gesellschaft, der Bundesregierung, der Regierung der Bundesstaaten, der Einrichtungen der Republik und des indigenen Organs ohne wirksame Gegenmaßnahmen bis heute andauert“, so der CIMI im „Bericht über die Menschenrechte des sozialen Netzwerkes“.


 


 


 


Brasília, 10. Januar 2008


CIMI – Indianermissionsrat

Fonte: Cimi
Share this: