07/12/2007

Info-brief 795 – Fasten von Dom Cappio wird landesweit unterstützt

 


Seit 27.11.2007 fastet Dom Luiz Cappio, Bischof der Diözese Barra (Bahia) aus Protest gegen die Umleitung des São Francisco. Organisationen und Personen aus dem In- und Ausland unterstützen den Bischof mit Briefen, Demonstrationen und solidarischem Fasten.


 


Am 4.12. kamen mehr als 4.000 Teilnehmer zu einem öffentlichen Akt in Sobradinho, wo der Bischof seit Beginn seines Fastens wohnt. Tags darauf blockierten rund 1.000 Personen auf der BR 242 eine Brücke über den Fluss.


 


Heute, 6.12., organisierte der Schrei der Ausgeschlossenen eine Kundgebung in São Paulo. Aus Solidarität mit Dom Cappio haben viele Menschen den Tag über gefastet.


Heute begannen in Belo Horizonte Studenten und Ordensleute auf unbefristete Zeit ein Fasten gegen die Umleitung des Flusses. An der Seite von Dom Cappio  halten Ordensleute ein ein- oder zweitätiges Fasten.


 


Auch indigenen Organisationen bekundeten ihre Solidarität, darunter die Artikulation der indigenen Völker aus dem Nordosten, aus Minas Gerais und Espírito Santo (APOINME). Zwanzig Völker sind direkt oder indirekt von der Umleitung betroffen. In einer Pressemeldung fordern sie von der Regierung „eine vorhergehende Beratung mit den betroffenen Völkern“.


 


Der Nationale Rat der Christlichen Kirchen Brasiliens verwies in einer Pressemeldung auf den „äußersten Akt von Dom Frei Luiz, der nicht bloß eine politische Demonstration ist, sondern symbolische und religiöse Dimension hat“.


 


Die Solidarität stärkt und ermutigt Dom Cappio, dem es gut geht. Seit 5.12. versorgt er sich mit einem bewährten Hausmittel (eine Wasserlösung mit Salz und Zucker). Für 9.12. ist eine Wallfahrt in Sobradinho geplant. Tags darauf finden landesweit Veranstaltungen gegen das Flussprojekt statt.


 


Zahlen


Im Vergleich der in der Region geplanten Vorhaben kommen die alternativen Projekte mehr Menschen zugute und kosten viel weniger. Die Umleitung, mit einem Budget von 6,6 Milliarden, werde 12 Millionen Menschen in 4 Bundesstaaten nutzen, so das Ministerium für Integration. Das Wasser werde zu 70 % der Bewässerung, zu 26 % der städtisch-industriellen Versorgung und zu 4 % der ländlichen Bevölkerung dienen.


 


Die Projekte laut Atlas für den Nordosten von ANA (Nationale Agentur für Gewässer) würden zum Vorteil von 44 Millionen Menschen in 1.356 städtischen und ländlichen Gemeinden und 10 Bundesstaaten sein und 3,6 Milliarden kosten.



  


Minister des Höchstgerichts verspricht vorrangige Behandlung des Verfahrens hinsichtlich des Gebiets Guarani


 


Bei einem Gespräch mit drei indigenen Vertretern Guarani Kaiowá in Brasília, sagte César Peluso, Minister des Obersten Gerichts, das Verfahren im Zusammenhang mit der Beurteilung der Homologation des Gebiets Ñanderu Marangatu der Guarani Kaiowá in Mato Grosso do Sul habe Priorität.


 


Der Kazike Lorentito Vilalva, der Lehrer Dário Peralta und Hamilton Lopes übergaben dem Minister ein Dossier über die Gewalt der Fazendeiros und ihrer Sicherheitskräfte gegen die Indios. Am 7.11.2007 hat die Bundespolizei einige Sicherheitskräfte der Fazendeiros festgenommen und die von ihnen illegal benutzten Waffen beschlagnahmt, darunter ein Gewehr vom Heer.


 


Heute, 6.12., trafen sich die Guarani auch mit dem Kabinettschef der Präsidentschaft des Nationalen Instituts für Kolonisierung und Landreform (INCRA).


 


Francisco Nascimento schlug gemeinsam mit dem INCRA Mato Grosso do Sul eine öffentliche Audienz über die Landsituation im Bundesstaat vor.


 


Am 5.12. führten die indigenen Vertreter ein Gespräch mit dem Bundesabgeordneten Luiz Couto, Präsident der Kommission für Menschenrechte und Minderheiten in der


Abgeordnetenkammer. Auch er werde sich einsetzen, dass der Prozess hinsichtlich


Ñanderu Marangatu möglichst bald stattfindet. Er äußerte sich besorgt über die Aggressionen gegen das Volk Guarani Kaiowá in Mato Grosso do Sul und über fehlendes Land für dieses Volk, als Hauptgrund für die Gewalt.


 


„Wir dürfen die Hoffnung nicht verlieren. Wir sind zuversichtlich“, so Hamilton Lopes nach den Treffen.


 


Geschichte


Das Gebiet Ñanderu Marangatu wurde im März 2005 homologiert. Fazendeiros strengten danach eine einstweilige Verfügung an, um die Auswirkungen der Homologation aufzuheben, bis das Verfahren zur Unterbrechung der Demarkierung bei der Bundesjustiz in Ponta Porã abgeschlossen ist. Im Juli 2005 hat der damalige Präsident des Obersten Gerichts, Nelson Jobim, per Gutachten die Auswirkungen der Homologation aufgehoben.


 


Internationale Unterstützung 


Amnesty International organisierte eine Kampagne zur Unterstützung der Gemeinschaft von Ñanderu Marangatu. Hunderte Karten aus verschiedenen Ländern wurden an den Justizminister, an den Präsidenten des Obersten Gerichts und an das Sondersekretariat für Menschenrechte übermittelt.


 


Über die Gewalt gegen die Guarani wurde am 3.12. auch der UN-Hochkommissar für Menschenrechte, Louise Arbour, informiert. Er war bestürzt über die Gewalt gegen die Völker und die Invasionen in indigene Territorien.


 


Brasília, 6. Dezember 2007


CIMI – Indianermissionsrat

Fonte: Cimi
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