30/11/2007

Info-Brief 794: Bischof Cappio fastet wieder gegen Regulierung des São Francisco

Seit 27.11.2007 fastet Dom Luiz Flávio Cappio, Bischof der Diözese Barra (Bahia) aus Protest gegen das Projekt der Flussregulierung des São Francisco. In einem Brief an Präsident Luiz Inácio Lula da Silva versichert er solange zu fasten, bis das Projekt gestoppt wird.


 


In seinem Brief warf er dem Präsidenten vor, er täusche ihn und die ganze Gesellschaft, da er seiner im Oktober 2005 eingegangenen Verpflichtung nicht nachkomme. Damals brach Dom Cappio das Fasten nach zehn Tagen ab, nachdem Lula versprach, das Projekt einzustellen und einen breiten Dialog mit der Gesellschaft zu führen.


 


„Seit zwei Jahren bemüht man sich, die Vertragsbedingungen zu erfahren, aber die Regierung stellt sich taub“, so Dom Luiz in einem Interview mit dem CIMI. Die Flussregulierung entspreche nicht den Bedürfnissen der Armen, wie Lula angekündigt hat. „Wenn es um die Armen ginge, hätte die Regierung andere Projekte im Nordosten durchgeführt, die wirklich der Bevölkerung nutzen. Es gibt große wirtschaftliche Interessen und das Ziel ist nicht das Volk“, sagte der Bischof.


 


In einem „Brief an das Volk im Nordosten“ verwies Dom Luiz  auf die rund 70.000 Wehre in der semiariden Region, mit einer Wasserkapazität von 36 Milliarden m3, aber es fehlen Leitungen, um das Wasser jenen zu bringen, die es brauchen. „Das Volk, vor allem in den Städten unterstützen die wirtschaftliche Nutzung, etwa für die Bewässerung von Früchten, für die Zucht von Garnelen und die Stahlproduktion für den Export“, heißt es im Brief.


 


Alternativen und Unterstützung


Laut Dom Luiz sei die beste Alternative für die Bevölkerung der semiariden Region die von der Nationalagentur für Gewässer (ANA) im Atlas für den Nordosten ausgearbeiteten 530 Projekte. Diese würden 1.300 Gemeinden um rund R$ 3,6 Milliarden (knapp mehr als die Hälfte der veranschlagten R$ 6,6 Milliarden für die Regulierung) mit Wasser versorgen. Gefördert werden sollten auch Projekte wie „Eine Million Zisternen“.


 


Dom Luiz ist in der Kapelle São Francisco in der Gemeinde Sobradinho (Bahia), am Ufer jenes Flusses, dessen Wasser er seit drei Tagen trinkt. Jede  Stunde kommen Leute aus Sobradinho, Juazeiro, Petrolina, Cabrobó, Recife, Feira de Santana, Sergipe, Salvador und anderem Orten, um den Bischof zu unterstützen.


 


Dem Protest von Dom Luiz haben sich auch Organisationen und Bewegungen angeschlossen: MAB (Bewegung der von Kraftwerken Betroffenen), MPA (Bewegung der Kleinbauern), MST (Bewegung der Landlosen), CPT (Kommission für Landpastoral), CIMI (Indianermissionsrat) und Caritas Brasilien.


 


Dom Cappio ist bewegt über die vielen Solidaritätsbekundungen, etwa von Dom Pedro Casaldaglia aus der Prälatur São Felix do Araguaia, der mit ihm telefonierte.


 


Patres aus der Umgebung und der Bischof der Diözese Juazeiro (Bahia) Dom José Geraldo, stehen ihn ständigem Kontakt mit Dom Luiz. Mindestens vier Geistliche fasten ein bis zwei Tage aus Solidarität mit dem Bischof.


 


Kinder Guajajara starben infolge mangelnder Unterstützung


 


Seit Januar 2007 starben im Gebiet Araribóia, in der Nähe von Amarante in Maranhão 16 Kinder vom Volk Guajajara, davon vier Kinder in der letzten Woche. Der Mangel an Trinkwasser und die Verschmutzung der Gewässer sind die Hauptgründe für diese Todesfälle.


 


Die Todesursache der vier letzten Kinder ist bisher noch unklar. Sie hatten hohes Fieber, Erbrechen und Durchfall. Derzeit leiden weitere zehn Kinder unter diesen Symptomen.


 


In vielen Aldeias gibt es keine Wasserleitung. Die Guajajara nutzen artesische Brunnen und befürchten, dass dieses Wasser verseucht ist.


 


Das Volk hat bei der Nationalen Gesundheitsstiftung (FUNASA) ein Sonderteam zur Beurteilung der Situation und Behandlung angefordert. Die Zahl aller erkrankten Kinder ist bislang noch ungewiss. Surama Guajajara ist besorgt und fragt, „wann endlich Hilfe kommt? Wie viele Kinder müssen wir noch verlieren, bis Maßnahmen getroffen werden“?


 


Laut Suluente Santana da Silva ist Dringlichkeit geboten, denn seit 2002 gab es zahlreiche dieser Krankheitsfälle in der Region und es gab bisher keine präventive Versorgung.


 


Das CIMI-Team in der Region und die indigene Gemeinschaft von Indigenen Posten Lagoa Comprida haben sich heute, 29.11. an die Bundesstaatsanwaltschaft in Imperatriz gewandt und gefordert, dass die FUNASA mit einem Team so schnell wie möglich Brunnen baut, um weitere tote Kinder zu verhindern.


(Team Amarante – Cimi Maranhão)


 


Brasília, 29. November 2007


CIMI – Indianermissionsrat

Fonte: Cimi
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