07/11/2007

Info-brief 790: Gewaltakte durch Sicherheitskräfte gegen die Gemeinschaft Guarani in Mato Grosso do Sul

Gewaltakte durch Sicherheitskräfte gegen die Gemeinschaft Guarani in Mato Grosso do Sul


Letzte Woche wurden zwei Frauen vom Volk Guarani von Sicherheitskräften eines Fazendeiros vergewaltigt, der Teile des Gebiets Ñanderu Marangatu, in der Gemeinde Antônio João (Mato Grosso do Sul) für sein Anwesen beansprucht. Nachdem das Höchstgericht 2005 die Homologation außer Kraft setzte, wurden die Guarani vertrieben. Seither sind die Spannungen zwischen Indios und Sicherheitskräften gestiegen.


 


Sechs Monate lang lebten die Indios entlang der Straße in der Nähe ihres Territoriums. Dann wurde die Straße asphaltiert und die Gemeinschaft kam zurück und lebt seit August 2005 auf rund 100 ha ihres traditionellen Landes. Der Fazendeiro war mit der Rückkehr einverstanden, setzte aber viele Sicherheitskräfte zur Kontrolle des restlichen Territoriums ein.


 


Vor dem Angriff suchten die Frauen Brennholz auf dem Gebiet, das die Gemeinschaft nutzt, berichtete der Vertreter Guarani, Léia Aquino. Der Gatte eines Opfers kam seiner Frau zu Hilfe und wurde verprügelt. Jüngst gab es andere Aggressionen und Drohungen gegen die Indios. Ohne Holz können wir nicht kochen und es gibt für die Kinder nichts zu essen. Die Situation ist seit Oktober sehr schwierig. Wir haben die Ereignisse angezeigt, aber die FUNAI ist noch nicht gekommen“, so der besorgte Léia. Letzte Woche erfolgte die Anzeige bei der Bundesstaatsanwaltschaft in Ponta Porã.


 


Bei der letzen so genannten Großen Versammlung der Guarani vom 26.-28.10.2007 in der Aldeia Sombrerito, sagten die Vertreter von Marangatu, dass sie kaum auf ihrem Gebiet leben können. Eine Lösung der Probleme wäre die Bestätigung der Homologation durch das Oberste Gericht. Dann müssten die Invasoren abgezogen werden und die Indios könnten wieder ihr ganzes traditionelles Territorium in Anspruch nehmen.


 


Geschichte


Das Gebiet Ñanderu Marangatu wurde von Präsident Luiz Inácio Lula da Silva am 23.3.2005 im Ausmaß von 9.316 ha homologiert. Im Juli 2005 setzte der damalige Präsident des Obersten Gerichts, Nelson Jobim, die Homologation außer Kraft, nachdem Fazendeiros eine einstweilige Verfügung anstrengten, um die Auswirkungen der Homologation bis das Verfahren zur Unterbrechung der Demarkierung von der Bundesjustiz in Ponta Porã abgeschlossen wird.


 


Am 15.12.2005 wurden rund 700 Familien, die auf 500 ha lebten, von mehr als 200 Bundespolizisten abgezogen. Die Indios schlugen dann ein Lager entlang der Straße auf und drängten auf ein Urteil hinsichtlich der einstweiligen Verfügung beim Obersten Gericht, damit ihr Recht auf das homologierte Land bestätigt wird. Der Bericht liegt Minister Cezar Peluzzo vor.


 


Die vom Fazendeiro verpflichteten Sicherheitskräfte der Firma Gaspem haben am 24.12.2005 den Vertreter Guarani Dorvalino Rocha ermordet.


 


FUNAI veröffentlicht Berichte über Grenzänderung des Gebietes Guajajara in Maranhão


 


Am 31. Oktober 2007 wurden im Amtsblatt des Bundes die Berichte der Technikergruppe publiziert, auf dessen Grundlage die Grenzen des Gebiets Bacurizinho vom Volk Guajajara in Maranhão geändert wurden. Als traditionelles Gebiet gelten nunmehr 134.000 ha.


Seit 2001 das Verfahren der Grenzrevision begann, wurden zwei Indios bei Konflikten mit Fazendeiros ermordet.


Rund 4.000 Guajajara leben auf dem Gebiet in der Näher der Gemeinde Grajaú, das in den 1980er Jahren mit einer Fläche von 82.432 ha identifiziert wurde mit. Unberücksicht blieben dabei einige Jahrhunderte alte Aldeias. Die Arbeitsgruppe übergab 2004 einen Bericht an die FUNAI. Danach wurde die Revision der Grenzen gestoppt. Nach einer Intervention seitens der Bundesstaats­anwaltschaft ordnete die Bundesjustiz im Juni 2006 die Fortführung des Verfahrens durch die FUNAI.


 


Da ein Großteil der Fläche nicht demarkiert ist, können Invasoren ungehindert in das Gebiet. Unternehmen beuten Gips und Kohle aus, und es gibt illegale Plantagen mit Soja, Eukalyptus und Zuckerrohr.


 


Die am Gebiet Interessierten versuchten mit allen Mitteln die Weiterführung der Revision zu behindern und schrecken auch nicht vor Verbrechen zurück. Im Jahr 2003 starb der Kazike Zequinha Mendes bei einem Autounfall, der für die Gemeinschaft ein Verbrechen war. Ein Jahr darauf drang eine bewaffnete Gruppe in eine Aldeia ein und 2006 ermordeten sechs bewaffnete Männer in einer anderen Aldeia den 70-jährigen Kaziken João Guajajara, vergewaltigten eine seiner Töchter  und schossen auf die andere Tochter. Im Februar setzte eine Gruppe die Häuser von 30 Indios wieder in einer anderen Aldeia in Brand.


 


Die Veröffentlichung der Berichte der Arbeitsgruppe ist ein Erfolg für die Guajajara und die Organisationen, die sie unterstützen. Innerhalb von 90 Tagen kann gegen die Revision Einspruch erhoben werden.


 


Brasília, 1. November 2007


CIMI – Indianermissionsrat

Fonte: Cimi
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