CIMI INFO-BRIEF 767
Wieder ein Pataxó Hã-Hã-Hãe in Bahia ermordet
Der 40-jährige Pataxó Hã-Hã-Hãe Aurino Pereira dos Santos wurde am 19.5.2007 in der Gemeinde Pau Brasil (Bahia) erschossen. Die Leiche fand man innerhalb des von den Pataxó Hã-Hã-Hãe zurück gewonnenen Gebietes in der Nähe der Fazenda Letícia von Durval Santana.
Aurino dos Santos war bekannt für seinen Einsatz für das Recht der Pataxó Hã-Hã-Hãe auf ihr Land und er war führend bei den jüngsten Landrückgewinnungen in der Region Braço da Dúvida und Taquari.
Die ganze Gemeinschaft Pataxó Hã-Hã-Hãe kam am 22.5.2007 in die Aldeia Caramuru in Pau Brasil zur Totenwache und Beerdigung. Während des Gedenkens kündigte die Kazikin Ilza Rodrigues eine Versammlung für den 24.5.2007 an, bei der die weitere Vorgangsweise besprochen wird. Sie zeigte sich besorgt, weil die Autoritäten keine Maßnahmen ergreifen, um solche Verbrechen zu verhindern und sie hoffe, dass die Täter nicht wieder ungestraft bleiben.
Die Spannungen zwischen Indios und Fazendeiros sind eine Folge der Landkonflikte aber auch der gerichtlichen und administrativen Verfahren. Die Indios wollen ihre traditionellen Gebiete und sie vor der Ausbeutung durch die Fazendeiros bewahren.
Bereits seit über 24 Jahren steht ein Verfahren zur Erklärung der Nichtigkeit von Besitztiteln, die von der Regierung des Bundesstaates in den 1960er Jahren vergeben wurden, beim Höchstgericht an. Diese Verzögerung ist mit ein Grund für die Gewalt. In den 1990er Jahren gelang es den Indios durch ihren Einsatz, dass die FUNAI administrative Verfahren der Entschädigung vornahm. Seither besetzen die Pataxó Hã-Hã-Hãe rund 18.000 ha ihres Gebietes. Zusehen würden ihnen aber 54.100 ha. Vor allem die großen Fazendeiros sind gegen die Indios und lassen nichts unversucht, um deren Recht auf Land zu missachten.
Verfahren über Homologation von Raposa Serra do Sol und Jacaré de São Domingos am 4.6.2007 vor Höchstgericht
Ministerin Ellen Gracie, Präsidentin des Höchstgerichts, hat angekündigt, dass am 4.6.2007 die Beeinspruchung der Homologation der indigenen Gebiete Jacaré de São Domingos in Paraíba und Raposa Serra do Sol in Roraima sowie andere Verfahren von indigenem Interesse auf der Tagesordnung stehen.
Das Höchstgericht könnte sowohl im Fall von Jacaré de São Domingos, Raposa Serra do Sol sowie im Fall des Gebietes Ñande Ru Marangatu der Gurani-Kaiowá in Mato Grosso do Sul eine gleiche Entscheidung treffen und vergleichbare Positionen bei künftigen Verfahren einnehmen.
Bei den drei am 6.6.2007 verhandelten Einsprüchen sind die Parteien, die das Verfahren angestrengt haben, der Auffassung, dass der Präsident der Republik die Demarkierung eines indigenen Gebietes nicht homologieren kann, solange zum administrativen Verfahren noch ein Gerichtsurteil zu erfolgen hat.
Brasília, 24. Mai 2007
Cimi – Indianermissionsrat