CIMI INFO-BRIEF 751: Aldeia Lage Velho: Knapp die Hälfte der Bevölkerung an Malaria erkrankt
Aldeia Lage Velho: Knapp die Hälfte der Bevölkerung an Malaria erkrankt
Am 26.1.2007 veröffentlichte der CIMI eine Presseinformation über tragische Erkrankungen beim Volk Oro Wari’ in Rondônia. Drei Kinder sind in der Aldeia Lage Velho gestorben und 42 Kinder wurden im Jänner in das Krankenhaus von Guajará-Mirim eingeliefert. Die meisten Kinder litten an Durchfall und Deshydration.
Zwölf der 42 Kinder stammen aus Lage Velho. In dieser Aldeia wohnen 250 Personen. Der CIMI schlägt Alarm, hinsichtlich der vielen an Malaria, Durchfall und Grippe erkrankten Indios als Folge fehlender Vorsorge und Betreuung durch Krankenpersonal der Nationalen Gesundheitsstiftung (FUNASA).
In einer Presseerklärung vom 29.01. stellt die FUNASA die Kritik des CIMI in Frage und betont, dass es „keinen Anstieg der Malaria gibt“ und „die Betreuung durch lokale Teams bestmöglich alle zwei Wochen erfolgt“. Die Mitarbeiter des CIMI in Guajará Mirim, unter ihnen der Arzt Gil de Catheau, haben Daten des Systems der Kontrolle von Epidemien (SIVEP), die den Behauptungen der FUNASA widersprechen
Im Jahr 2006 gab es 743 Erkrankte von Malaria in den Aldeias Pólo-Base von Guajará-Mirim mit einer Bevölkerung von 4.000 Indios, davon 107 in der Aldeia Lage Velho. Von 2000 bis 2003 gelang dem Team gegen Endemie die Malariafälle von 557 auf 135 zu senken. Im Jahr 2004 stieg die Malaria auf 341 Fälle.
In Lage Velho erkrankten in der zweiten Januarhälfte 2007 innerhalb von fünf Tagen 14 Indios, mehrheitlich Kinder, an Malaria. Das ist sehr wohl „ein endemischer Anstieg“, so der CIMI.
Die FUNASA führt den Krankenhausaufenthalt der Kinder auf Durchfallerkrankungen während der Zeit der Nussernte zurück. „Sie (die Oro Wari’) bleiben lange im Wald. Die Kinder begleiten sie und ernähren sich (vorwiegend mit fettreichen Nüssen) nicht entsprechend und nehmen wenig Flüssigkeit zu sich.
Für den CIMI in Guajará-Mirim ist der epidemische Durchfall nicht eine Folge des Nussverzehrs sondern der Verschmutzung des Wassers und der Umwelt in allen Aldeias, auch außerhalb der Erntezeit. Die Erkrankungen von Kindern aus anderen Aldeias unterstreicht diese Position des CIMI.
Laut FUNASA gibt es in den Pólo-Base von Guajará Mirim „vier Teams mit mobilem Krankenpersonal, die 20 Tage im Gebiet arbeiten. Daneben ist ein Krankenpfleger in Begleitung von indigenen Mitarbeitern jeweils 20 Tage stationär in den Aldeias Valdito Oro Wari’ und Regina Oro Mon. Dieses Team ist verantwortlich für das Programm „Gesundheit der Indigenen Familie“, gemäß den Richtlinien des Gesundheitsministeriums“.
„Leider kommen diese Teams mehrere Monate lang nicht in die Aldeia, da es keine Medikamente und Treibstoff für den Transport gibt“, widerspricht der CIMI.
„Die Zufahrtstraßen in die Aldeia sind nicht asphaltiert, das erschwert oder verzögert die Betreuung“, so die FUNASA. Der CIMI sagt hingegen, dass nur 11 km von 35 km ungepflastert sind.
Den Angaben der FUNASA zufolge, verpflichtete der Indigene Sanitätsdistrikt 79 indigene Mitarbeiter für Gesundheit im Jahr 2003, 2006 waren es 111 Mitarbeiter.
Die FUNASA verwechselt indigene Mitarbeiter für Gesundheit mit indigenen Sanitätern. In der Pólo Base von Guajará-Mirim wurden in den letzten sieben Jahren bloß indigene Sanitäter angestellt. Die von den Gemeinschaften als indigene Mitarbeiter für Gesundheit vorgeschlagenen Personen müssen mindestens einen Kurs absolvieren. Der letzte Kurs fand 2003 statt, rechtfertigt die FUNASA.
„Der Bau eines Gesundheitspostens in der Aldeia wurde genehmigt. Nächste Woche beginnt die Firma mit der Arbeit“, informiert die FUNASA.
Angespannte Gesundheitslage in Tocantins
Staatsanwaltschaft und FUNASA werden aktiv
Zwei Kinder der Apinajé in Tocantins sind an Durchfall, Atemwegsinfektion und Unterernährung gestorben. Das veranlasste die FUNASA zu einer Versammlung mit der Bundesstaatsanwaltschaft und anderen, für indigene Anliegen zuständige Organe. Die FUNASA berichtete von den Aktivitäten in der Region der Gemeinde Tocanitinópolis, wo das Gebiet Apinajé liegt. Im Vorjahr starben im Bundesstaat 14 Kinder der Apinajé.
Die Situation sei unter Kontrolle, informierte die FUNASA. Ein interdisziplinäres Team begleitet die Versorgung im Krankenhaus von Tocantinópolis, wo es die zwei Todesfälle gab. Die Gemeinde, die für die Anstellung von Gesundheitsteams verantwortlich ist, hat mehr Finanzen für die Betreuung der Gemeinschaft erhalten.
Die Bundesstaatsanwaltschaft wird eine öffentliche Audienz in Tocantinópolis mit allen Organen, die für indigene Angelegenheiten verantwortlich sind, einberufen, die sich mit der Situation der Apinajé befasst.
Die FUNASA kündigte als Sofortmaßnahme die Ausgabe von Warenkörben an, um der Unter- und Fehlernährung bei Kindern, Schwangeren und Alten beizukommen.
Das Fehlen öffentlicher Politiken zur Unterstützung der indigenen Völker ist laut Istélia Folha vom CIMI in Tocantins ein Grund für die schlechte Ernährung. Die Apinajé kämpfen daneben mit Alkoholproblemen und steigendem Bedarf an Lebensmitteln.
Die sanitäre Situation in der Aldeia der Apinajé mit 600 Personen ist äußerst mangelhaft, kritisieren die Indios. Die Gemeinde hat ein Projekt für Sanitäranlagen im Jahr 2005 aufgrund von Problemen mit der Bodenbeschaffenheit nicht durchgeführt. Die FUNASA muss eine neue Studie durchführen.
„In der Region gibt es Auseinandersetzungen um politische Ämter, vor allem jetzt, nach den Wahlen, sind Änderungen bei der personellen Besetzung von öffentlichen Organen geplant. Eine sorgfältige Auswahl der Funktionäre im Gesundheitswesen ist notwendig, denn das hat Folgen auf die Betreuung der Gemeinschaft“, betont Istélia Folha.
Brasília, 1. Februar 2006