26/01/2007

CIMI INFO-BRIEF 746

 


Justiz verurteilt Aracruz Celulose wegen Vorurteilen gegenüber Indios


 


Dem Unternehmen Aracruz Celulose wird die Reproduktion und Verbreitung von Informationen im Internet und auf Druckwerken untersagt, die das Volk der Tupinikim und Guarani in Espírito Santo als Schwindler bezeichnen. Bei Nichtbefolgung ist eine tägliche Strafe von


R$ 100.000 zu entrichten.


 


Seit August verteilt die Firma in Schulen und auf öffentlichen Plätzen der Gemeinde Aracruz Broschüren über die indigene Frage und bezeichnet die Gemeinschaften der Region als „angebliche Indios“ und verwendet noch andere diskriminierende Begriffe. Die Texte erscheinen auch auf der Website des Unternehmens.


 


Das Strafverfahren gegen Aracruz wurde angestrengt durch die Staatsanwaltschaft der Gemeinde São Mateus hat das Verfahren gegen Aracruz Celulose angestrengt. Das Urteil fällte Bundesrichter Flávio Roberto de Souza von der 1. Kammer der Bundesjustiz in Linhares. Er argumentierte, dass der verbreitete Inhalt ein Klima für ethno-rassistische Konflikte zwischen Indios und der sie umgebenden Gesellschaft schaffe. 


 


In den Händen von Thomaz Bastos



Diese Entscheidung ist ein bedeutender Sieg für die Tupinikim und Guarani. Leider gibt es daneben einen Stillstand im Kabinett des Justizministers hinsichtlich des Verfahrens der Demarkierung von 11.000 ha des Gebietes der Gemeinschaften, das von Aracruz Celulose beansprucht wird.


 


Vom 18.-20.12. waren 18 Vertreter der Gemeinschaften in Brasília, um mit FUNAI-Präsidenten Mércio Pereira Gomes und Justizminister Márcio Thomaz Bastos zu verhandeln. Diese Vorgangsweise ist Teil des Vertrages, der unterzeichnet wurde, damit die Indios aus dem von ihnen am 12. und 13.12. besetzten Gebiet Portocel abziehen, das Aracruz Celulose kontrolliert.


 


Es gab keine Versammlung im Justizministerium. Am 19.12. verharrten die Vertreter mehr als vier Stunden vor dem Gebäude, wurden aber dennoch nicht empfangen.


Die Indios wollten zumindest die Kopie des Verfahrens. „Wir kehren zurück und können der Gemeinschaft nichts zeigen“, so Kazike Wilson Tupinikim.


„Wir wollten das Dokument, das beweist, dass die Akte beim Minister liegt. Man gab uns nichts. Bei der FUNAI beteuerte man, der Justizminister habe die Unterlagen nicht weitergeleitet. Wir werden im Januar wieder nach Brasília kommen“, garantierte der Kazike.


 


Seit 12.09.2006 ist das Verfahren der Demarkierung der Gebiete Tupinikim und Guarani beim Justizministerium. Laut Dekret 1.775/96 muss der Minister bis zum 12.10. den Deklaratorischen Erlass veröffentlichen oder von der FUNAI weitere Erhebungen zum Fall anfordern. Die Lösung dieses Landkonflikts liegt bei Thomaz Bastos, der noch bis Ende Januar 2007 im Amt ist.



 


 


Ein Jahr nach der Ermordung von Dorvalino noch immer gespanntes Klima in Marangatu (MS)


 


Am 24.12.2005 wurde der Vertreter Guarani-Kaiowá Dorvalino Rocha von privaten Sicherheitskräften der Fazendeiros der Region Antônio João in Mato Grosso do Sul brutal ermordet. Ein Jahr danach ist der geständige Täter noch immer auf freiem Fuß und das Volk lagert auf einem kleinen Landstrick, das ihnen gesetzlich zugesprochen wurde.


 


Dorvalino wurde zehn Tage nach der Vertreibung von rund 700 Guarani-Kaiowá aus dem im März 2004 als indigene homologiertes Territorium Nhande Ru Marangatu getötet. Gemäß der Entscheidung des Präsidenten des Obersten Gerichts, Nelson Jobim, haben mehr als 200 Bundespolizisten die Vertreibung vorgenommen. Jobim hat dem Antrag von Invasoren stattgegeben und die Auswirkungen der Homologation von Nhande Ru Marangatu außer Kraft gesetzt.


 


Am 30.12.2006 hat die Gemeinschaft bei einem Gedenkakt anlässlich des Todestages die aktuelle Situation analysiert und einen Aktionsplan für 2007 ausgearbeitet. Die Lehrerin Guarani Lea Aquino über die Situation: „Das Sicherheitspersonal, zu dem auch der Mörder von Dorvalino gehörte, bedroht uns noch immer. Wir haben keine Möglichkeiten unsere Felder zu bestellen. Viele haben Angst, sich eine Arbeit zu suchen, denn überall sind jene Fazendeiros, die gegen uns sind. Wir haben auch keine Schulen für alle Kinder und die einzige Schule die wir haben, wird nicht anerkannt, da man sagt, das Land gehört nicht uns. Wir warten weiterhin auf Entscheidungen in unserem Verfahren. Die Lage ist überaus kompliziert. Aber wir lassen und nicht abbringen von unserem Einsatz“.


 


Die Gemeinschaft hat sich an die Bundesstaatsanwaltschaft gewandt, damit Maßnahmen im Bereich Gesundheit, Bildung und Landfrage getroffen werden. Sie fordern auch eine Beschleunigung des Verfahrens gegen den Mörder von Dorvalino. Vor zwei Wochen wurden die Zeugen der Verteidigung und der geständige Angeklagte, Jimenes, verhört. Er bekräftigte, er bekräftigte seine These der legitimen Verteidigung.


 


Brasília, 21. Dezember 2006


Cimi – Indianermissionsrat


 

Fonte: CIMI
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