17/01/2006

CIMI INFO-Brief 695

Guarani-Kaiowá nach Vertreibung in arger Bedrängnis. Kind gestorben


 


Eine Woche nach der Vertreibung der Guarani-Kaiowá aus dem Gebiet Nhande Ru Marangatu in Mato Grosso do Sul, starb ein sechzehn Monate altes Mädchen infolge von Durchfall, Würmern und Austrocknung. Die Gesundheit der Kinder verschlechterte sich aufgrund der gegenwärtigen Bedingungen. Die Indios leben in Plastikbaracken, der Hitze und dem Regen ausgesetzt, ohne Zugang zu Wasser und ohne notwendige Lebensmittel. Die von der FUNAI zur Verfügung gestellten Lebensmittelkörbe sind aufgebraucht und noch immer warten die Indios auf Unterstützung aus dem Programm der Bundesregierung.


 


Gewalt


 


Aus Sorge um die Sicherheit der Indios infolge möglicher neuer Konflikte fordert die Koordination der Sozialen Bewegungen (CMS) von Mato Grosso do Sul polizeilichen Schutz für die Guarani. “Dringend zu klären ist die Sicherheit. Wir werden die Regierung des Bundesstaates, das Sekretariat für öffentliche Sicherheit und die Bundespolizei über die Gefahren, denen die Indios in der Region ausgesetzt sind, informieren. So hat etwa ein Fazendeiro 1.200 Stiere am Lager der Indios vorbei getrieben. Wir werden auch eine Kampagne der humanitären Hilfe für das Volk organisieren“, so Marcelo Brito dos Santos vom Zentrum für Verteidigung der Menschenrechte.


 


In einem Manifest am 22.12.2005 klagt die CMS über Bedrohungen seitens der Arbeiter der Fazendas, die sich bewaffnet vor dem Lager aufhalten. Gefahr für die Indios gehe auch vom Straßenverkehr aus. Es “fehlen minimale Strukturen für das Überleben. Es gibt kein Wasser, keine Ernährung und Kleidung. Die Fazendeiros verbrannten Hab und Gut der Gemeinschaft und die Indios hatten keine Zeit für den Abzug, um das Notwendigste mitzunehmen“.


 


Gerichtliche Schritte


 


Am 20.12.2005 übergaben zwei Vertreter der Guarani-Kaiowá dem Kabinett der Ministerin des Obersten Bundesgerichts, Drª Ellen Gracie, einen Antrag auf Dringlichkeit im Verfahren der einstweiligen Verfügung hinsichtlich der Homologation von Nhande Ru Marangatu. Die nächste Versammlung des Obersten Gerichts ist erst im Februar 2006 angesetzt. Bis dahin müssen die Indios außerhalb ihres Gebietes in Baracken entlang der Straße ausharren.


 


“Wir richten an Sie, die so viel Macht hat und Entscheidungen treffen oder aufheben kann, eine Bitte. Warum wurden wir von unserem Land vertrieben, das demarkiert und homologiert wurde? Wir, die Guarani-Kaiowá, die jetzt am Straßenrand lagern, erbitten Hilfe, damit der Oberste Gerichtshof das Verfahren so schnell als möglich abwickelt. Damit wir ein würdiges, gerechteres Leben wie alle andere Menschen haben“. (…) Noch leben wir entlang der Straße, aber wir glauben an die Kompetenz der Autoritäten des Obersten Gerichts und an die Regierung Lula. Wir hoffen, dass wir im Februar 2006 wieder auf unser Land zurück können. Es hängt von Ihnen ab, ob das Wirklichkeit wird. Wir glauben und hoffen, dass wir unser Gebiet wieder in Besitz nehmen können. Es gehört uns, auf der Grundlage des Rechts und der Bundesverfassung“.


 


Am 19.12.2005 beklagten die Guarani-Kaiowá gegenüber Hina Jilani die Bedrohungen seitens der Fazendeiros. Die Berichterstatterin der Vereinten Nationen für Verteidigung der Menschenrechte besucht derzeit Brasilien.


 


Solidarität


 


Bei ihrer Reise nach Brasília wurden die Vertreter Guarani solidarisch vom Verband der ländlichen Produzenten von Campestre unterstützt. Die Kleinbauern leben seit 1962 in Vila Campestre innerhalb des indigenen Gebietes Nhande Ru Marangatu. Die Familien wollen das Land verlassen, fordern aber eine schnelle Entschädigung und ein Förderprogramm, um andern Orts ihre Produktion aufzubauen.


“Wir wurden hier angesiedelt aber wir wissen, dass es genügend Land gibt, um das Recht der Indios auf ihr Gebiet und unser Recht auf ein Stück Ackerland zu garantieren. Wir wollen unseren Beitrag leisten, damit dieses Problem gelöst wird, mit dem soviel Leid verbunden ist“, schreiben die Kleinbauern in einem Brief.


 


Gericht fordert Position des Justizministers hinsichtlich Gebiete in Santa Catarina


 


Die Richterin der 2. Bundeskammer von Chapecó, Drª Elisângela Simom Caureo, hat im Gutachten vom 10.11.2005 Justizminister Márcio Thomaz Bastos zu einer Stellungnahme bezüglich des deklaratorischen Erlasses für das indigene Gebiet Toldo Imbu der Kaingang verpflichtet. Sollte der Minister der Aufforderung nicht nachkommen, ist eine tägliche Strafe von R$ 100.000 zugunsten der indigenen Gemeinschaft fällig. Die Generalanwaltschaft des Bundes hat gegen den Spruch berufen. Das Regionale Gericht der 4. Region von Porto Alegre bestätigte aber die Entscheidung der ersten Instanz. Nun liegt der Fall zur Entscheidung beim Obersten Bundesgericht, bei Ministerin Drª Ellen Gracie.


 


Am 17.12.2005 übergaben Vertreter der Gemeinschaften von Santa Catarina ein Dokument an Hina Jilani, in dem die Bundesregierung für den Stopp der Demarkierung der indigenen Gebiete im Bundesstaat verantwortlich gemacht wird.


 


Brasília, 22. Dezember 2005.


 


CIMI Indianermissionsrat


 

Fonte: Cimi - Assessoria de Imprensa
Share this: