09/03/2005

CIMI INFO-BRIEF 653

Bundesjustiz verhindert Vertreibung der Guarani-Kaiowá



 


Bundesgerichtsrätin Anna Maria Pimentel hob die Anordnung auf, die den Abzug von rund 500 Indios Guarani-Kaiowá von einem zurück gewonnenen Landstrich des indigenen Gebietes Nhande Ru Marangatu in der Gemeinde Antônio João (Bundesstaat Mato Grosso do Sul, 450 km von Campo Grande entfernt) zum Inhalt hatte. Diese Entscheidung sorgte für eine Entspannung unter den Indios, die in jedem Fall in ihrem Gebiet bleiben wollen.


 


In ihrem Urteil sieht die Gerichtsrätin das Verfahren zur Reintegration von Besitz als Angriff auf das Recht auf Leben, der Beteiligten. “Noch in schlechter Erinnerung sind die Nachrichten über die Vorfälle in Iguatemi und Japorã, zwei Gemeinden in Mato Grosso do Sul, im Januar 2004. Damals ging es auch um Indios Kaiowá-Guarani“. Diese wurden beschossen, verprügelt, mit Mord und anderen Gewalttaten bedroht als Folge einer richterlichen Entscheidung, die den Abzug anordnete.


 


Die Richterin setzte den 31.03.2005 als neue Frist für die Reintegration von Besitz fest. Bis dahin soll sich die Exekutive um Lösungen bemühen, wobei die Interessen aller und eine entsprechende soziale Politik zu berücksichtigen sind.


 


Augenblicklich könnte nur die Homologation des Gebietes durch den Präsidenten der Republik die Vertreibung der Indios verhindern. Das Gebiet Nhande Ru Marangatu wurde im Oktober 2004 im Ausmaß von 9.300 ha demarkiert. Bis zur Rückgewinnung des Gebietes lebten die Indios auf 26 ha. Die Fazendeiros erheben Anspruch auf das zurück gewonnene Gebiet. Sie strengten einen Prozess zur Reintegration von Besitz an und hatten beim Bundesgericht in erster und zweiter Instanz Erfolg. Ihr Argument: es handle sich nicht um ein traditionelles indigenes Gebiete, denn es gehörte zu einer ausgelöschten Siedlung. Laut Verfassung gelte nur traditionell besiedelter Lebensraum als indigen. Wenn die Aldeias wirklich ausgelöscht wurden, dann nur infolge der Invasionen durch Fazendeiros oder staatliche Politik, die auf die Vertreibung oder Integration der Indios abzielten.


 


Die gleichen Argumente gegen die indigenen Rechte werden bei anderen Verfahren zur Klärung von Landfragen vorgebracht, etwa hinsichtlich des indigenen Gebiets Buriti des Volkes Terena in den Gemeinden Dois Irmãos do Buriti und Sidrolândia. Hier kann die Reintegration von Besitz jederzeit ausgeführt werden.


 


Fehlendes Land bedeutet unzureichende Versorgung, Unterernährung und Kindersterblichkeit


 


Die Gefahr der Vertreibung der Guarani-Kaiowá steigt angesichts der Situation im Bundesstaat Mato Grosso do Sul. Den Indios fehlt das Land, um für eine ausgewogene Ernährung sorgen zu können. Kinder sind die ersten Opfer. Seit anfangs 2005 starben fünf Kinder im indigenen Gebiet Dourados infolge der Fehlernährung.


 


Die Guarani-Kaiowá von Nhande Ru Marangatu könnten im zurück gewonnenen Land wieder Subsistenzwirtschaft betreiben und Maniok, Bohnen, Mais, Kartoffeln, Reis und Bananen pflanzen.


 


Die Kindersterblichkeit in jenem Gebiet lag 2001 bei 87,72 je 1000 Geborenen und sank auf 41,67 im Jahr 2004. In Dourados starben 64 von 1000 Kindern und war fast dreimal so hoch wie der nationale Durchschnitt von 24 je 1000 Kinder.


 


Laut Angaben der FUNASA leiden in Antônio João 47 (18 %) von 256 Kindern unter 5 an Unterernährung, weitere 52 (20 %)  Kinder weisen Anzeichen für mangelhafte Ernährung auf.


 


In allen Aldeias der Guarani in Mato Grosso do Sul ist Unterernährung ein Problem und weitaus schlimmer als die FUNASA in ihren Daten veröffentlicht. Ihre Erhebungen im Bundesstaat geben im Durchschnitt 12 % unterernährte und 15 % schlecht ernährte Kinder an.


 


Unter 3 % liegt die Unterernährung in den Aldeias der Terena und Kadiwéu, während in der Aldeia Tacuru der Guarani-Kaiowá 17 5 der Kinder unterernährt sind.


 


Die Zahlen der FUNASA, das für die indigene Gesundheit verantwortliche Organ, zeigen, dass nicht nur die Kinder von Dourados unter der schlechten Versorgung leiden. Seit letzter Woche ist die Direktion der FUNASA mit Ärzten und Ernährungsbetreuern in der Gemeinde. Für die Indios von Dourados werden mehr Lebensmittel ausgegeben. Welche Maßnahmen die FUNASA für andere Aldeias plant, ist derzeit noch nicht bekannt.


 


Am 02.03.2005 wurde der Tod von sechs Kindern infolge von Unterernährung in zwei Aldeias der Guarani Nhandeva in den Gemeinden Japorã und Eldorado im Süden von Mato Grosso do Sul bekannt. Weitere sechs Kinder starben in Aldeias der Xavante, in der Region Campinápolis in Mato Grosso.


 


Es bleibt zu hoffen, dass für die Betroffenen nicht nur Nahrungsmittel verteilt werden müssen. Erforderlich sind auch eine entsprechende Infrastruktur und Lebensraum für das Überleben der Indios.


 


Die Homologation von Nhande Ru Marangatu sowie begleitende Maßnahmen zur Garantie des Landes seitens der  Bundesregierung sind dringend notwendig.


 


Zurückgewinnung von Land durch das Volk Karajá von Aruanã



 


Das Volk der Karajá war es länger leid, auf Schritte der Bundesregierung zu warten und hat am 28.02.2005 eines der traditionellen Gebiete in der Gemeinde Aruanã im Bundesstaat Goiás zurück gewonnen.


 


Obwohl das Gebiet Aruanã mit 704 ha homologiert und seit 2001 registriert ist, wird es illegal für die Fazenda Arica genutzt.


 


An der friedlichen Rückgewinnung waren an die 50 Personen beteiligt. Die Vertreter Karajá werden das Land nicht verlassen und drängen auf den Abzug der Invasoren.


 


Brasília, 03. März 2005.


 


Cimi – Indianermissionsrat


 

Fonte: Cimi - Assessoria de Imprensa
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