09/03/2005

CIMI INFO-BRIEF 652

Während Brasilien die Aufmerksamkeit auf die Realität in ländlichen Gebieten lenkt, plant der Indianermissionsrat sein Programm für 2005 und legt einen Bericht über die Gewalt gegen die indigenen Völker und ihre Verfassungsrechte vor, die von Mord – in den letzten zwei Jahren wurden 63 Indios ermordet – bis hin zur ökologischen und kulturellen Zerstörung reicht und das Überleben der Völker und deren Lebensweise gefährdet.


 


Frieden und Land für die Indigenen Völker


 


Wir, Missionare und Missionarinnen aus ganz Brasilien, Mitglieder des Präsidiums und des Indianermissionsrates, haben uns vom 21. bis 25.02.2005 in Chapada dos Guimarães (MT) versammelt, um die aktuelle nationale Lage und ihre Auswirkungen auf das Leben der Völker und die indigenen Gemeinschaften in unserem Land zu analysieren und zu diskutieren.


 


Das Ergebnis der Analyse, sowohl der Exekutive, Legislative und Judikative als auch der Situation in den Regionen, ist besonders ernst und bedrohlich für die indigenen Völker, ihre Gemeinschaften, Gebiete, Kulturen und ihre künftigen Generationen.


 


Die Regierung Lula hat ein Bündnis mit den indigenen Anliegen vorgetäuscht, den Dialog eingestellt, ihr wahres Gesicht gezeigt und lässt sich von mächtigen und Tod bringenden Feinden instrumentalisieren. Das zeigt sich beim indigenen Gebietes Raposa/Serra do Sol in Roraima. Der Präsident verweigert die Unterzeichnung der Homologation und ermutigt lokale Kräfte zu juristischen Hürden, um die Homologation zu verhindern.. Die Judikative ist Mittäter bei diesem politischen und rechtlichen Prozess, der den Zaun um die Rechte der indigenen Völker in Brasilien immer enger werden lässt, ein Zaun des Ethnozids.


 


Ähnlich verhält sich die Legislative: Gruppen in der Abgeordnetenkammer und im Bundessenat gründen Kommissionen, die Berichte und Gesetzesprojekte vorlegen, mit dem einzigen Ziel, die Verfassungsrechte der indigenen Völker zu beschränken oder aufzuheben; sie errichten Hürden und verhindern Demarkierungen von Gebieten; sie verfolgen eine Perspektive der Integration, die durch die Bundesverfassung überwunden wurde. Die hegemonialen Sektoren der Legislative handeln auch als Instrument des multinationalen Kapitals sowie der lokalen Oligarchien, die Partner der Bundesregierung und Feinde der indigenen Völker.


 


Es gibt keinen Zweifel, dass sich die nationale Situation als Abbild in den Regionen wiederholt.


 


Im Bundesstaat Pará, infolge der grausamen Ermordung von Schwester Dorothy Stang und drei Landarbeiter gegenwärtig im Blickpunkt der nationalen Öffentlichkeit, ist das Gebiet Cachoeira Seca des Volkes Arara von Holzhändlern und Fazendeiros invadiert. Sie spekulieren mit dem Land, bedrohen, üben physische Gewalt aus und gefährden das physische und kulturelle Leben dieses Volkes.


 


In Acre spielt die Regierung des Bundesstaates mit den Verfassungsrechten der Apolima-Arara, verhandelt mit dem IBAMA den Abzug des Volkes von seinem Gebiet, verzögert die Regelung des Gebietes der Nawa. Im Vordergrund stehen politische und wirtschaftliche Interessen des Ökotourismus und nicht der Waldvölker.


 


Im Osten und Nordosten kümmert sich die Regierung Lula bei der Regulierung des


São Francisco nicht um die negativen Auswirkungen für die indigenen Völker und ihre Gebiete und übersieht, dass sie nur den Interessen der Fazendeiros, des Agrarhandels und großer Bauunternehmen dient, die lediglich schnellen Gewinn aus Töpfen der öffentlichen Hand machen wollen.


 


Im Zentralwesten und Süden setzen Unternehmer, Fazendeiros und lokale Politiker alles daran, um Verfahren der Identifikation und Demarkierung von indigenen Gebieten zu verhindern und nehmen sogar den Tod von Kindern Xavante und Guarani-Kaiowá infolge von Unterernährung und Krankheiten in Kauf. Das Volk Myky in Mato Grosso, das in den 1970er Jahren fast ausgelöscht bemüht sich seither um sein Land und mehr Nachkommen. Während es von Invasoren mit Ermordungen bedroht wird, bleiben öffentliche Autoritäten untätig.


 


Die aktuelle nationale, regionale und lokale Situation ist gekennzeichnet von der Bedrohung des Lebens sowie der Zukunft der indigenen Völker in Brasilien.


 


Einflussreiche Sektoren der Bundesregierung – ständig die Wahlen 2006 im Kopf –, der Legislative und Judikative machen sich zu Handlangern der Finanzmacht, der


großen Unternehmen, der Fazendeiros, des Agrohandels, der Invasoren und sogar der Verbrecher, die sich gewaltsam indigene Gebiete aneignen und mit dem Land spekulieren.


 


Während die christlichen Kirchen Brasiliens ökumenisch die Kampagne der Geschwisterlichkeit mit dem Thema “Selig die Frieden stiften“ durchführen,


verschärfen sich Gewalt und Morde auf dem Land, als Folge der Landspekulation und der zügellosen Gier von Abenteurern im Norden des Landes. Es ist jener Kontext in dem auch die Gewalt gegen indigene Gemeinschaften steigt. Während der Regierung Lula sind bisher 63 ermordete Indios zu beklagen.


 


Wir, Präsidium und Rat des CIMI, sind besorgt über die Situation in Brasilien, hoffen auf Änderungen und bekräftigen unsere im Evangelium begründete Verpflichtung mit den indigenen Gemeinschaften; wir bauen auf die ethische Betroffenheit der brasilianischen Zivilgesellschaft, in der die indigenen Völker viele und wichtige Verbündete haben; wir sind bereit zur Mobilisierung und zum Einsatz mit den sozialen Bewegungen auf dem Land und in der Stadt und vor allem mit den Protagonisten, den indigenen Völker, für die Verteidigung ihrer historischen Rechte.


 


Wir rufen alle Männer und Frauen auf, die sich Sorgen um die Gerechtigkeit in unserem Land machen, sich geschwisterlich für Frieden und Land für die indigenen Völker zu verbünden.


 


Chapada dos Guimarães (MT)


24. Februar 2005


 


Präsidium und Rat des Indianermissionsrates – CIMI


 

Fonte: Cimi - Assessoria de Imprensa
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