09/03/2005

CIMI INFO-BRIEF 651

Polizei unterbindet Diskussion über Regulierung des Rio São Francisco



 


Heute, 17.02., sollte in Cabrobó eine Versammlung über das Projekt der Regulierung des Rio São Francisco mit Projektbetreibern, Vertretern des Ministeriums für Nationale Integration, der Völker Truká und Tumbalá sowie der Gemeinde von Cabrobó stattfinden. Polizeiliche Aktionen verhinderten das Treffen.


 


Seit den Morgenstunden stationiert die Militärpolizei von Pernambuco durch CIOSAC (Unabhängige Truppe für Operationen und Überleben im Gebiet Caatinga) bei der Brücke über dem Rio São Francisco zwischen Cabrobó und dem indigenen Gebiet Truká.


 


Die Polizei durchsuchte die rund 250 Indios, die zur Versammlung wollten und forderten von die Herausgabe von Unterlagen. Erst nach der Intervention eines Abgeordneten des Bundesstaates zog die Polizei ab. Die Indios beschlossen, nicht am Treffen teilzunehmen. Aus Solidarität sagte die Präfektur den Termin ab.


 


In einer Reportage des TV Grande Rio, ein lokaler Sender von Rede Globo, hieß es bereits gestern Abend, dass die Versammlung aufgrund mangelnder Sicherheit nicht stattfinden werde. Der Kazike Truká, Aurivan dos Santos, bestätigte die Anwesenheit vieler Polizisten, “die den Eindruck vermitteln wollen, dass wir unnachgiebig sind. Aber wir wollen diskutieren“.


 


Die Indios wurden bisher offiziell von der Bundesregierung nicht in die Planung einbezogen. Sie befürchten negative Auswirkungen vor allem durch die Kraftwerke Sobradinho, Xingo und Itaparica entlang des Flusses. Mit dem Projekt “werden über 20 Fischarten, Vögel und Heilpflanzen verschwinden. Zur Zeit meines Großvaters, als es noch keine Kraftwerke gab, lebten wir vom Fischfang, vom Zuckerrohr, von Maniok und Kartoffeln. Das haben wir verloren und wir mussten unsere Landwirtschaft umstellen. Die Flussregulierung wird wieder vieles verändern. Unsere Kinder werden noch mehr unter den Folgen leiden als wir“, so der Kazike Truká.


 


Die Tumbalá mit rund 3.000 Indios leben am Rio São Francisco entlang des rechten Ufers im Bundesstaat Bahia. Das Volk wurde im Bericht über die ökologischen Auswirkungen des Ministeriums für Nationale Integration nicht unter den Betroffenen angeführt. Vertreter des Volkes waren deshalb bei öffentlichen Audienzen in Salvador (BA) und in Salgueiro (PE).


 


Die indigene Vertreterin Maria José Tumbalá erinnert sich an die Zeit vor den Kraftwerken, als Landwirtschaft im Einklang mit dem Fluss betrieben wurde. “Durch das Hochwasser wurde das Ufergebiet gedüngt. Wenn der Wasserspiegel wieder sank, pflanzten wir Maniok, Zuckerrohr sowie Süßkartoffeln an und produzierten Honig. Das Kraftwerk Sobradinho hat den Wasserstand sehr beeinträchtigt. Es gibt nie Hochwasser sondern nur Erosion. Unsere Wirtschaft basierte auf dieser Form der Landwirtschaft. Heute wird kaum etwas angebaut, denn das Volk kann weder die Energiekosten für die Wasserpumpe noch den Kauf eines Motors zahlen“.


 


Die Indios kritisieren das Ministerium für Nationale Integration, wenn es heißt, das die Revitalisierung des Flusses eingeleitet wurde. “Sie sollen uns diese Revitalisierung zeigen. Hier, in Cabrobó haben nichts von einer Sanierung gesehen“, so Maria José.


 


Laut Pressesprecherin des Ministeriums für Städte, das für das Sanierungsprojekt und dessen Budgetkontrolle verantwortlich ist, war im Budget für die Revitalisierung des São Francisco kein Geld für Sanierungen in Cabrobó vorgesehen. Für die Gemeinde Salgueiro wurden R$ 150.000 für die Kanalisation in nur einer Straße veranschlagt.


 


Für ein Projekt wie dieses ist eine Lizenz des IBAMA (Brasilianisches Institut für Umwelt und erneuerbare natürliche Ressourcen) erforderlich. Das Organ hat acht Audienzen im Nordosten und in Minas Gerais, von denen vier stattgefunden haben und vier aufgrund des Protest der Betroffenen nicht zustande kamen. Laut Gesetz ist mindestens eine vorherige öffentliche Audienz begleitend zur Erhebung über die Umweltauswirkungen notwendig. Es liegt nun am IBAMA, ob weitere Audienzen stattfinden oder genügend Informationen für die Entscheidung vorliegen.


 


Versammlung der Völker von Roraima veröffentlicht Dokument



 


Bei der 34. Versammlung der Völker von Roraima, vom 12.-15.02.2004, waren die Völker Ingaricó, Macuxi, Patamona, Taurepang, Sapará, Wapichana, Wai Wai  und Yanomami aus 186 Gemeinschaften und Vertreter des Verbandes der Indigenen Völker von Roraima, die Organisation der Indigenen Frauen von Roraima, die Organisation der Indigenen Lehrer in Roraima, die Gesellschaft für Entwicklung und Umwelt der Taurepang, Wapichana und Macuxi sowie des Projekts São Marcos vertreten, um die künftige Arbeit der indigenen Bewegung zu planen.


 


Bei der Diskussion über die Garantie der indigenen Gebiete in Roraima äußerten sich die Vertreter besorgt über die steigende Zahl der Landspekulanten und die offiziellen Erklärungen über die Verhandlungen der Grenzen des Gebietes Raposa/Serra do Sol. “Diese Erklärungen verursachen Erstaunen und Befürchtung, denn indigenen Gebiete sind per Definition unverfügbar und unveräußerlich und können nicht Objekt politischer Geschäfte sein und die indigenen Völker nicht dem Druck seitens jener aussetzen, die an ihrem Besitz und der Ausbeutung der darin vorkommenden natürlichen Ressourcen interessiert sind. Gesetze sind auszuführen!“ heißt es im Dokument.


 


Angesprochen werden auch die Reisproduzenten, die “sich innerhalb des Gebietes Raposa/Serra do Sol ausbreiten, den Boden zerstören und Flüsse mit Pflanzenschutzchemikalien vergiften“. Anfangs 2004 wurde eine Arbeitsgruppe mit Vertretern von Bundesorganen und indigenen Organisationen eingerichtet, um gegen Verletzungen der Umweltschutzgesetze aufzutreten und Maßnahmen gegen Umweltverschmutzungen in die Wege zu leiten. Die Gruppe wurde aufgelöst ohne dass zuvor eine konkrete Aktion erfolgte. “Die Auflösung dieser Gruppe und der Stillstand bei den Kontrollorgane für Umwelt sind Ergebnis einer befremdlichen Allianz zwischen Bundesregierung und politischen Sektoren in Roraima, die mit diesen Reisproduzenten verbunden sind“.


 


Im Dokument beklagen die Indios, dass der Mülle von Uiramutã, Pacaraima, Taiano und Cantá in indigenen Gebieten oder in der unmittelbaren Umgebung entsorgt wird.


 


Gesundheit und Schulbildung waren weitere Themen auf der Tagesordnung.


 


Im Rahmen dieser Versammlung wurde die neue Koordination des Indianerrates von Roraima gewählt. Als Koordinator steht Marinaldo Justino Trajano von der Maloca Câmara, Region Baixo Coutinho, indigenes Gebiet Raposa/Serra do Sol die nächsten vier Jahre an der Spitze des CIR.


 


Brasília, 17. Februar 2005.


 


Cimi – Indianermissionsrat


 

Fonte: Cimi - Assessoria de Imprensa
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