14/01/2005

CIMI INFO-BRIEF 646

Reintegration von Besitz gegen die Guarani Kaiowá



 


Die Guarani Kaiowá vom indigenen Gebiet Nhanderu Marangatu in der Region der Gemeinde Antonio João im Bundesstaat Mato Grosso do Sul könnten infolge eines Verfahrens der Reintegration von Besitz von ihrem Gebiet abgezogen werden. Der Landstrich, den sie 2004 zurück gewonnen haben ist Teil jenes Gebietes, das die FUNAI1999 anerkannt hat und das im Oktober 2004 demarkiert wurde.


 


Am 07.01.2005 bekräftigten die Guarani Kaiowá in einem Dokument, dass sie das zurück gewonnene Land weiter für die landwirtschaftliche Nutzung beanspruchen. “Seit 1998 hoffen wir auf ein kleines Stück Land von 26 ha (…) und Ende des letzten Jahres haben wir dieses kleine Gebiet besetz, da es auch uns gehört. Wir haben es besetzt und darauf angepflanzt. Wir bauen nicht Soja an, den der Indio isst niemals Soja. Wir pflanzen Maniok, Bohnen, Mais, Kartoffeln, Reis, Bananen. Jede Familie bestellt ein eigenes Feld. Mit grosser Sorgfalt haben wir ausgesät. Der Mais ist schon gewachsen und auch Maniok“.


 


Im Dokument äussern die Indios ihre Sorge über die richterliche Anordnung. Die Bundespolizei wird die Vertreibung vornehmen. Es wird in der nächsten Woche sein. Bevor das geschieht, wäre es gut, wenn die Medien einen Film über die Fortschritte auf unseren Feldern drehen würden. Man will, dass wir auf uns auf unsere 26 ha zurückziehen. Die Polizei wird mit einem Traktor kommen und alles zerstören. Wie sollen wir unsere Kinder ernähren. Werden die Fazendeiros einen Lastwagen mit Warenkörben schicken? Werden die Kinder unterernährt bleiben?“


 


Am Ende des Dokuments versichert das Volk, der Vertreibung zu widerstehen. “Wir wollen der Polizei mitteilen, dass wir von hier nicht weggehen. Die Fazendeiros bereichern sich auf unsere Kosten. Sie sind schon seit 50 Jahren hier. Sie haben viel Geld verdient. Nun wollen wir auf unser Land. Wir wollen arbeiten, arbeiten auf unserem Land“.


 


Ein Sender von TV do Mato Grosso berichtete, dass die Polizei am 13.01.2005 den Abzug der Guarani Kaiowá von dem Land vornehmen werden, das die Indios vor drei Monaten zurück gewonnen haben. Die Abteilung für Kommunikation des Kommissariats der Bundespolizei in Mato Grosso do Sul hat diese Information dementiert und mitgeteilt, dass ein Kommissar und zwei Polizisten vor Ort waren, um die Situation zu prüfen und einen Plan für die Ausführung der Reintegration von Besitz zu erstellen. “Das Team hat erhoben, wie viele Indios auf dem Gebiet sind, wie viele Fahrzeuge erforderlich sind und wie viele Kräfte für den Abzug notwendig sind“. Bestätigt wurde, dass die Bundespolizei in solchen Fällen die Unterstützung der Feuerwehr und der Militärpolizei anfordert und Lastwagen für den Abtransport einsetzt. Der Plan für den Abzug wird in 15 bis 20 Tagen vorliegen.


 


Rückgewinnungen der Tapeba im Jahr 2004



 


Jahrelang hat der brasilianische Staat die Anwesenheit von indigenen Völkern im Bundesstaat Ceará bestritten. In den 1980er Jahren haben sich die Völker reorganisiert und der sie umgebenden Gesellschaft ihren Jahrhunderte langen Widerstand verdeutlicht.


 


Der Missionar Alexandre Fonseca arbeitet mit den Indios und sagt, dass offizielle Statistiken von 15.000 Indios im Bundesstaat ausgehen. Der CIMI schätzt hingegen bis zu 30.000 Indios, die in Aldeias und auch in den Städten, wie Fortaleza, leben. “Die FUNAI hat nur vier Völker in Ceará anerkannt, obwohl es insgesamt 14 Völker gibt“, so Fonseca.


 


In Ceará, wie in ganz Brasilien, erfolgt die Eroberung von Gebieten durch die Rückgewinnung. Seit vier Jahren betreibt das Volk Tapeba eine Rückgewinnung in der Gemeinde Caucaia, wo sich heute die Aldeia Lagoa I befindet. Indigene Vertreter berichteten, dass im November 2004 ein Landbesetzer begleitet von Militärpolizei erfolglos versuchte, die Indios von ihrem Land zu vertreiben und es zu verkaufen. Die Polizei sei gewaltsam gegen Indios vorgegangen.


 


Laut Alexandre Fonseca wurde der Übergriff von den Tapeba und vom Zentrum für Verteidigung der Menschenrechte der Diözese Fortaleza angezeigt. Die India Claudênia Silva dos Reis informierte, dass der von einem Fazendeiro eingebrachte Antrag der Reintegration von Besitz vom Gericht abgelehnt wurde. Das Land der Tapeba wurde 2004 identifiziert aber noch fehlt die Veröffentlichung des Berichts im Amtsblatt des Bundes.


 


Eine andere Gruppe Tapeba von der Aldeia Trilho in der Gemeinde Caucaia führte am 22.11.2004 eine Rückgewinnung durch. “Unser höchstes Ziel ist die Demarkierung unseres Gebiets. Wir nehmen keinem etwas weg. Wir haben das Recht auf unserer Seite. Es ist das Recht unserer Vorfahren“, so die indigene Lehrerin Elizabete Tapeba.


 


4. Pan-amazonisches Sozialforum



 


In der nächsten Woche treffen sich indigene Völker und soziale Organisationen aus neun Ländern mit amazonischem Wald in Manaus, um ihre Partnerschaft und Solidarität für eine mögliche andere Welt zu festigen.


 


Geplant sind mehr als 100 Einzelveranstaltungen, etwa Werkstätten, Seminare, runde Tische und Ausstellungen. Es werden an die 8.000 Teilnehmer erwartet.


 


Das 4. Pan-amazonische Sozialforum, vom 18.-22.01.2005 wird sich vor allem mit den Themen Vielfalt, Souveränität und Frieden beschäftigen und eine Vorschau geben auf das 5. Weltsozialforum von 26.-31.01.2005 in Porto Alegre.


 


Brasília, 13. Januar 2005.


 


Cimi – Indianermissionsrat


 

Fonte: Cimi - Assessoria de Imprensa
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