CIMI INFO-BRIEF 640
AUDIENZ VON 20 INDIGENEN VÖLKERN MIT VERTRETERN VON MINISTERIEN UND ORGANISATIONEN
Rund 60 Indios nehmen am 19.11.2004 an einer Audienz mit Vertretern der FUNAI, des INCRA, der FUNASA, des IBAMA, der Bundesstaatsanwaltschaft und den Ministerien für Bildung, Umwelt und Justiz bei der Generalanwaltschaft der Republik teil.
Die meisten Indios kommen aus Rondônia. Die Vertreter von 17 Völkern werden vor allem die Gesundheitsbetreuung, die Demarkierung und den Abzug von Invasoren aus ihren Gebieten zur Sprache bringen.
Die Völker von Rondônia beklagen vor allem das Fehlen einer spezifischen indigenen Gesundheitsbetreuung im Bundesstaat. Noch unter der Regierung Cardoso wurde der Gesundheitsdienst vertraglich einer NGO und einer indigene Organisation übertragen. Zu Jahresbeginn wurden die Verträge ersatzlos gelöst. Die indigenen Gesundheitsbetreuer in den Aleidas kritisieren, dass seit vier Jahren bei den Weiterbildungen dieselben Inhalte angeboten werden. Die Indios müssen in die „Häuser des Indio“ in die Städte und werden von diesen an die öffentlichen Spitäler verwiesen. Die Kommunikation zwischen kranken Indios und Ärzten ist oft sehr schwierig, da viele Indios in Rondônia nicht portugiesisch sprechen.
Laut Indios weigere sich die Nationale Gesundheitsstiftung (FUNASA) die in den Städten lebenden Indios zu betreuen. Sie bekommen auch keine Medikamente, wenn sie sich an das SUS (Einheitliches Gesundheitssystem) wenden.
Probleme gibt es auch hinsichtlich der indigenen Gebiete. Die Indios von Rondônia fordern die Einleitung der Verfahren zur Anerkennung ihrer traditionellen Gebiete, den Abzug von Invasoren aus demarkierten Territorien und wollen die Änderungen von Grenzziehungen, weil traditionelle Orte – etwa Friedhöfe – nicht in die Demarkierung einbezogen wurden.
Die Tupari beklagen den Bau von vier Kraftwerken am Rio Branco. Aufgrund des gesunkenen Wasserstandes sind Fischfang und Fortbewegung unmöglich. „Durch die Kraftwerke ist das Wasser geschwunden ohne dass die Indios vorher befragt wurden. An den Flussufern wurde der Wald für die Viehzucht abgeholzt und die Chemikalien auf den Kaffeeplantagen vergiften das Wasser“, berichten die indigenen Vertreter.
Erwartet werden auch Vertreter der Pataxó Hã-Hã-Hãe und Tupinambá de Olivença aus Bahia. Seit 22 Jahren bemühen sich die Pataxó Hã-Hã-Hãe um die Nichtigkeit von Besitztiteln. Erst der Abschluss der Verfahren, die beim Obersten Bundesgericht seit langem anstehen, ermöglicht die Homologation ihrer Gebiete und den Abzug der Fazendeiros.
Die Tupinambá de Olivença galten als ausgelöscht. Die Indios haben sich reorganisiert und setzten sich nun für die Anerkennung ihres traditionellen Gebietes ein.
Die Javaé, die auf der Insel Bananal in Tocantins leben, werden bei der Audienz die Homologation ihres demarkierten Gebietes fordern. Die Bevorzugung des Nationalparks von Araguaia gegenüber dem indigenen Gebiet verhindert den Abschluss der Anerkennung als traditionelles Land und ist Anlass für Missstimmung zwischen Indios und IBAMA.
RUND 10.000 LANDARBEITER, INDIOS UND MITGLIEDER VON SOZIALEN BEWEGUNGEN BEI KONFERENZ IN BRASÍLIA
Vom 22.-25.11.2004 findet die Nationale Konferenz „Land und Wasser: Agrarreform, Demokratie und nachhaltige Entwicklung“ statt, zu der rund 10.000 Teilnehmer in der Bundeshauptstadt erwartet werden.
„Wir wollen die Weisheit hören, die von der Basis kommt, vom Volk das in den Wäldern, in der semi-ariden Umgebung, entlang der Flüsse oder in der Buschsteppe in allen Regionen Brasiliens lebt. Es ist eine Zivilgesellschaft, die verantwortungsvoll Macht ausübt und die öffentliche Meinung beeinflusst“, so Bischof Tomás Balduíno, Präsident der Kommission für Landpastoral (CPT).
Unter den Konferenzteilnehmern die Minister für landwirtschaftliche Entwicklung, für Bergbau und Energie, für Umwelt und des Zivilhauses.
„Wenn wir uns mit der Landfrage befassen, wird klar, was mit dem Land geschieht, wenn es lediglich als Rohstoff für das Agrogeschäft ausgebeutet wird und das im Namen von Forstschritt, Entwicklung, Export. Es bedeutet Verlust, für das Land, die Gesellschaft, die Frauen und Männer auf diesem Land. Vergleichbares geschieht mit dem Wasser, das immer mehr zum Privatbesitz wird“, kritisiert Bischof Balduíno.
Infolge der Kraftwerke, die 79 % der elektrischen Energie für Brasilien erbringen, wurden 1 Million Menschen heimatlos und 34.000 km2 Waldgebiete überflutet. Es sind vor allem die indigenen Völker, die unter den Auswirkungen leiden.
Die indigenen Völker werden mit etwa 180 Vertretern bei der Konferenz sein.
„Es wird die größte Konferenz der ländlichen Bewegungen in der Geschichte unseres Landes“, so João Paulo Rodrigues von der Bewegung der Landlosen. „Wir wollen der Gesellschaft zeigen, dass die ländlichen Bewegungen geeint sind und dass wir durch unsere geplanten Aktionen unsere Gemeinschaft festigen und wir genauso stark werden wie es heute die Landbesitzer sind. Ihr gemeinsames Ziel ist das Agrogeschäft und wir Armen vom Land verteidigen das Land, das Leben“.
Brasília, 18. November 2004