CIMI INFO-BRIEF 637
Bischöfe schlagen Alarm nach Besuch in Roraima
„Ich bin besorgt und sehr traurig, was in diesem Land geschieht. Wenn wir uns nicht um diese Situation kümmern, werden wir bis in alle Ewigkeit für ein schweres Verbrechen bezahlen“, sagte Bischof Jayme Henrique Chemello am 28.10.2004 nach seinem Besuch in Roraima im indigenen Gebiet Raposa/Serra do Sol. Der Bischof befürchtet weitere Bedrohungen für das Überleben der indigenen Völker der Region infolge der Verzögerungen bei der Homologation von Raposa/Serra do Sol.
„Es ist eine menschliche Frage“, so Chemello.
Dom Jayme ist in Sorge, da der 29.10.2004 immer näher rückt. Das ist die Frist für das Inkrafttreten des Gutachtens zur Reintegration des Besitzes zugunsten der Reisproduzenten, das den Abzug der Indios aus ihrem Gebiet anordnet.
Der Bischof sprach mit Bundesrichter Helder Girão, der den Anträgen zur Reintegration von Besitz der Fazendeiros stattgegeben hat und verwies auf die Nachteile der Entscheidung für die indigenen Malocas. „Es sind die Fazendeiros, die profitieren“, so Dom Jayme kritisch.
Der Bischof war auch in Boa Vista, der Hauptstadt von Roraima und zeigte sich sehr betroffen über die antiindigene Stimmung in der Stadt. „Die Indios gelten als Ursache für das Elend im Bundesstaat“.
Jayme Chemello ist Bischof von Pelotas und Vorsitzender der bischöflichen Sonderkommission für Amazonien. Begleitet wurde er von Luiz Soares Vieira, Erzbischof von Manaus. Die Bischöfe trafen Vertreter des lokalen Kommissariats der Bundespolizei und den Gouverneur von Roraima. Sie wollten Informationen aus erster Hand und persönliche Einblicke in die Situation vor Ort bekommen.
Homologation von 14 indigenen Gebieten
Am 27.10.2004 wurden 14 indigene Gebiete mit einer Gesamtfläche von 2.337.883 ha homologiert. Die Unterzeichnung der Dekrete fand im Rahmen eines Festaktes im
Palácio do Planalto statt. Unterschrieben wurde auch ein Vertrag zwischen Justizministerium und Ministerium für landwirtschaftliche Entwicklung, der dem Nationalen Institut für Kolonisierung und Landreform (INCRA) die Verantwortung für die Umsiedlung von Landbesetzern in indigenen Gebieten im Zuge der Landreform überträgt.
Der CIMI unterstreicht die Bedeutung der Homologation dieser 14 indigenen Gebiete, kritisiert aber fehlende Fortschritte bei der Definition der indigenen Regierungspolitik. Die Beteiligung der Indios sei kaum gewährleistet, wie etwa die Vorlage für die Bildung einer Interministeriellen Arbeitsgruppe belege. Diese Arbeitsgruppe wäre für die „Definition von Prioritäten für die indigenen Politik der Regierung sowie die Beobachtung ihrer Umsetzung verantwortlich“, heißt es in der Vorlage.
Keinen Sitz in der Arbeitsgruppe haben die indigenen Völker und Organisationen, obwohl ihnen diese Rolle zusteht. Indigene Organisationen sollen von der Arbeitsgruppe nur gehört werden, wenn es um den Aktionsplan, Prioritäten oder Zeitplan für die Umsetzung geht.
Brasília, 28. Oktober 2004