26/10/2004

CIMI INFO-BRIEF 636


Indios protestieren gegen Ausdehnung der Monokulturen


 


Als Brasilien eine portugiesische Kolonie war, setzte man auf Monokulturen für den Export als Faktor für die nationale wirtschaftliche Entwicklung. Mehr als ein halbes Jahrhundert später wird noch immer Export orientiert produziert. Statt Zuckerrohr werden nun Soja und Eukalyptus und die Regierung erhofft sich dadurch eine Lösung für nationale Wirtschaftsprobleme.


 


Die Ausbreitung von Monokulturen in indigenen Gebieten ist oft die Ursache für Auseinandersetzungen zwischen den indigenen Völkern und den Invasoren in ihren Gebieten. Es gibt kaum Monokulturen, von denen Indios, ihre traditionellen Gebiete und die Umwelt nicht betroffen wären.


 


Im Süden von Bahia, dort wo die ersten portugiesischen Kolonialherren ankamen,


sperrten 300 Indios einen Abschnitt der BR-101. Sie waren Teilnehmer eines Seminars über die Auswirkungen von Monokulturen für ihre Gemeinschaften. Diese Aktion soll die Firma Veracel Celulose abhalten, weiterhin Eukalyptus in traditionellen Gebieten der Pataxó zu pflanzen.


 


Während man die Straße am 20.10.2004 für PKW freigab, wurden die Eukalyptus-Transporter an der Fahrt gehindert. Eine indigene Kommission kam am 21.10.2004 nach Brasília, um mit Vertretern des Umweltministeriums, mit der Staatsanwaltschaft und mit der Generalanwaltschaft des Bundes zu verhandeln. Ein geplanter Termin beim FUNAI-Präsidenten wurde von dessen Referentin nicht bestätigt. „Solange diese Situation andauert, gibt es kein Treffen. Die FUNAI lehnt diese Form des Drucks ab“, sagte die Referentin, Bezug nehmend auf die Sperre der Straße.


 


Veracel Celulose nutzt einen Teil des Gebietes im Süden von Bahia, das die Pataxó zurück gewonnen haben, für Plantagen. Die Firma gehört zur Gruppe Aracruz Celulose, die weltweit führend in der Zelluloseproduktion ist. In Bahia hat Aracruz noch eine Fabrik in Eunápolis. Auf rund 247.000 ha unterhält die Gruppe in den Bundesstaaten Espírito Santo, Bahia, Minas Gerais und Rio Grande do Sul Eukalyptus Plantagen. Die Produktion geht fast zur Gänze in den Export.


 


Laut Indios verletzt das Unternehmen Umweltgesetze. Eukalyptusbäume werden innerhalb von Naturschutzzonen angebaut, verdrängen natürlich gewachsene Kokospalmen und beeinflussen das ökologische Gleichgewicht.


 


Die Verzögerung der Demarkierung ermöglicht die Ausdehnung von Plantagen in traditionellen Gebieten und fördert Spannungen und Gewalt. Darum fordert die indigene Kommission von den Autoritäten in Brasília einen Stopp für Eukalyptuspflanzungen in traditionellen Gebieten der Pataxó, die rasche Demarkierung und die Aufhebung von fast 30 Gutachten, die den Abzug der Pataxó und Pataxó Hã-Hã-Hãe von zurück gewonnenen Fazendas anordnen.


 


 


Gemeinschaften werden trotz Strafanordnung der Bundesjustiz ihr angestammtes Territorium nicht verlassen


 


Heute (21.10.) endet die Frist, die den indigenen Gemeinschaften Homologação, Jawarizinho und São Francisco von Raposa/Serra do Sol von der Bundesjustiz zum Abzug eingeräumt wurde. Sollten sich die Indios weigern, muss der Indianerrat von Roraima (CIR) täglich R$  10.000 Strafe zahlen und die Indios könnten mit Zwang von der Polizei zum Abzug gedrängt werden.


 


Aus Sorge um einen möglichen Konflikt bat der Vize-Koordinator des CIR, Norberto Cruz da Silva, am 19.10.2004 in einem Brief an die Kaziken, die Gemeinschaften mögen das Urteil annehmen, das Richter Helder Girão Barreto in seinem Gutachten formulierte.


 


„Der CIR versteht, dass die Entscheidung, auch wenn sie sich gegen die ursprünglichen Rechte der indigenen Völker und ihre Interessen richtet, zu respektieren ist“, schreibt der Vize-Koordinator. Der CIR habe keine Verantwortung für die Entscheidungen und Aktionen der Gemeinschaften.


 


„Wir werden hier nicht weg gehen“, sagte der Vertreter Nelino Galé, als ihm Júlio José de Souza vom CIR den Brief übergab. Laut Galé befinde sich die Gemeinschaft Homologação vier km vom Sitz und 100 m vom Zaun der Fazenda Recife entfernt, die bei Gericht eine Reintegration von Besitz erwirkte.


 


„Die Justiz war niemals hier und kennt nicht unsere Situation. Man glaubt alles, was die Reispflanzer sagen“, kritisierte Nelino Galé. Die Kaziken der drei Gemeinschaften unterstrichen, dass sie das von ihnen traditionell bewohntes Gebiet nicht verlassen werden.


 


CIR habe gegen die Entscheidung Berufung eingelegt. Solange noch kein diesbezügliches Ergebnis vorliege, sei das Gutachten auszuführen. „Die Organisation sorgt sich um die Sicherheit der Gemeinschaften, da die Bundespolizei den Befehl erhalten könnte, sie mit Gewalt abzuziehen“, so Júlio Macuxi.


 


Wieder einmal schlägt der CIR Alarm. Ein Konflikt im indigenen Gebiet Raposa/Serra do Sol ist nicht auszuschließen. Der Grund dafür ist die Verzögerung der Homologation durch Präsident Lula da Silva. Die Bundesregierung wird für jegliche Form der Gewalt gegen die Indios verantwortlich sein, die Gefahr laufen, von ihrem eigenen Land vertrieben zu werden, befürchtet die Organisation.


 


Indios Macuxi, Wapichana, Ingarikó, Taurepang und Patamona von Raposa/Serra do Sol wurden von den Gemeinschaften Homologação, Jawarizinho und São Francisco eingeladen, der Reintegration von Besitz zu widerstehen. Die Kaziken erwarten in den nächsten Tagen die Unterstützung von rund 2.000 Indios.


 


Brasília, 21. Oktober 2004


 


 

Fonte: CIMI– Indianermissionsrat
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