CIMI INFO-BRIEF 634
ATTENTAT GEGEN ZWEI XAVANTE IN MATO GROSSO
Am 03.10.2004 wurden zwei Jugendliche Xavante im Gebiet Marãiwatsedé angeschossen. Tags darauf legten zwei Krieger der Gemeinschaft auf der Fazenda, dem Tatort, ein Feuer.
Seit dem Angriff auf die Indios ist die lokale Verwaltung der FUNAI besorgt. „Die Situation könnte ausser Kontrolle geraten, da sich ein Grossteil der Männer in Serra Dourada (MT)“ getroffen hat. Nach der Rückkehr dieser Männer befürchtet die FUNAI einen schlimmen Konflikt.
Die angespannte Situation ist die Folge einer langen tragischen Geschichte. Nachdem sich der Grossgrundbesitz ausdehnte, wurde das Volk in den 1960er Jahren von der Militärregierung von ihrem Gebiet vertrieben. Marãiwatsedé wurde 1998 zwar homologiert, aber die Invasoren sind nie abgezogen. Heuer entschlossen sich die Xavante zur Rückkehr in ihr Territorium und lagerten elf Monate am Rande der BR-158.
In dieser Zeit starben drei Kinder an Unterernähung und Lungenentzündung.
Eine Entscheidung des Obersten Bundesgerichts im August 2004 räumte den Indios das Recht zur Rückkehr ein. Marãiwatsedé gilt rechtlich als traditionelles Gebiet. Trotzdem wird es noch immer von Landbesetzern beansprucht und das Zusammeleben zwischen Indios und Weissen ist konfliktreich.
CIMI hat wiederholt die Spannungen beklagt. Todesdrohungen erhielten in der Vergangenheit nicht nur die Xavante sondern auch ihre Verbündeten, etwa der Bischof von São Félix do Araguaia, Pedro Casadáliga.
GEMEINDERATSWAHLEN: INDIGENE BÜRGERMEISTER IN MINAS GERAIS UND AMAZONAS
In São João das Missões und in Barreirinha wurden der erste indigene Präfekt in der Geschichte der Bundesstaaten Minas Gerais und Amazonas gewählt.
Mecias Batista vom Volk Sateré Mawé engagiert sich seit 1987 in der indigenen Bewegung. Er gehörte der ersten Leitung der Koordination der Indigenen Organisation vom brasilianischen Amazonien (CAPOIB) an und leitete den Generalrat der Sateré Mawé. Erstmals Gemeinderat war er 1992 und wurde in der folgenden Legislaturperiode wieder gewählt. Im Jahr 2000 stieg er als Vize-Präfekt aus. Es kam zum Bruch mit Bürgermeister Gilvan Seixas.
„Vorurteile gegen die indigene Bevölkerung stehen nicht mehr an erster Stelle. Ich litt sehr unter den Vorurteilen meiner Vorgänger. Jetzt hat sich die Situation geändert. Ein Beweis dafür ist, dass ich ohne Struktur und Budget 3.276 Stimmen in Barreirinha erzielte“, so der künftige Präfekt in einem Interview mit CIMI Norte 1.
José Nunes de Oliveira vom Volk Xakriabá in Minas Gerais ist der Sohn von Rosalino Gomes de Oliveira, einer der bedeutendsten indigenen Vertreter beim Einsatz für das Land Xakriabá. Er wurde 1987 ermordet.
„José Nunes war vor seiner Kandidatur acht Jahre Direktor der Indigenen Schule Xakriabá. Die Gemeinschaft schätzt seine Autonomie und Fähigkeiten und unterstützte seine politische Arbeit. Neben José Nunes wurden vier Indios in den Gemeinderat gewählt, der jüngste ist 20 Jahre alt. Das ist ein Beweis für die Vitalität dieses Volkes und die Motivationskraft der indigenen Vertreter“, heisst es in einer Presseaussendung des CIMI.
Trotz Drohungen, politischer Verfolgung, physischer Angriffe und Diffamierungen in den Medien während des Wahlkampfes blieben die Indios erfolgreich.
Das Wahlergebnis ist das Ergebnis der Bewusstseinsarbeit gegen ethnische und kulturelle Vorurteile in der Gesellschaft. „Fast 50 % der nicht-indigenen Bevölkerung haben José Nunes gewählt“, sagte Miguel Sergio Seixas Ferro, der mit den Xakriabá arbeitet.
„Es besteht die Hoffnung, dass diese Administration und die neue Richtung, die alle indigenen Völker im Land eingeschlagen haben sowie die Mitgestaltung der öffentlichen Politiken ein Weg ist, der eine wirkliche Demokratie und Menschenwürde für alle Rassen, Religionen und Farben anstrebt“, so das CIMI-Team.
Laut einer vorläufigen Übersicht des CIMI wurden von den 182 indigenen Kandidaten 48 Gemeinderäte gewählt. Acht Indios strebten das Amt des Vize-Präfekten und neun das Amt des Präfekten an. Vier von ihnen wurden in den Bundesstaaten Minas Gerais, Amazonas, Paraíba (Gemeinde Marcação) und Roraima (Gemeinde Normandia).
Brasília, 07. Oktober 2004